Gesprochene Antike »Ein „Schurke, Schwächling und Schuft“ auf dem Kaiserthron - Prokop über Kaiser Justinian«

Gesprochene Antike »Ein „Schurke, Schwächling und Schuft“ auf dem Kaiserthron - Prokop über Kaiser Justinian«

47 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

„Justinianos […] wurde für alle Römer Quelle derart großen und
schweren Unglücks, wie es noch niemand seit Menschengedenken
erlebt hatte. Ohne jedes Bedenken schritt er zu ruchlosem
Menschenmord und Raub fremden Gutes […]. Dabei genügte es ihm
nicht, bloß das Römische Reich zugrunde zu richten, er unterwarf
auch Libyen und Italien nur aus dem Grunde, um ebenso […] auch
die dortigen Einwohner ins Unglück zu stoßen.“ (Prok. Anek. 6,
19-25, in Auszügen, Übersetzung: Otto Veh)

Kaiser Justinian bestieg im Jahr 527 den Kaiserthron des
oströmischen Reiches in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul.
Oftmals gilt er als der letzte römische Kaiser zwischen
Spätantike und Mittelalter, dem es gelungen war, das oströmische
Reich mit den ehemaligen Gebieten des weströmischen Reiches zu
vereinen. In Konstantinopel setzte er mit Bauwerken wie der Hagia
Sophia Maßstäbe und trug maßgeblich zu einer Gesetzesreform bei,
die bis heute nachwirkt. All das klingt zunächst einmal nach
einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte am Ausgang der
Antike.

Und doch verfasste ein zeitgenössischer Autor namens Prokop eine
Geheimgeschichte, in der er den Kaiser als „Schuft“, „Schurke“
und „Schwächling“, ja sogar als „Schrecken aller Menschen“
bezeichnete. Er lastete dem Kaiser zahllose Morde an und warf ihm
darüber hinaus vor, das Römische Reich ins Unglück gestürzt zu
haben. Was veranlasste Prokop dazu, ein solches Urteil über
Justinian zu verhängen? Wie steht es um die Plausibilität der
Vorwürfe, die Prokop dem Kaiser machte? Der Vortrag sucht
mögliche Antworten auf diese Fragen und ordnet Prokops Vorwürfe
in den historischen Kontext ein.

Julia Tullius ist Lehrerin in Stuttgart und
Lehrbeauftragte an der Abteilung Alte Geschichte des Historischen
Instituts der Universität Stuttgart. Ihr Forschungsinteresse gilt
dem archaischen Sparta sowie der Geschichte der Spätantike,
insbesondere Ostroms.


Lesung: Orlando Schenk, Mitglied des Sprecherensembles
Begrüßung durch Katharina Vock vom  Landesmuseum Württemberg
und Prof. Dr. Peter Scholz Historisches Institut der Universität
Stuttgart.


Technische Einrichtung: Hannes Keller
Ein Live-Mitschnitt der Veranstaltung am 03. Mai 2022


Eine Kooperation der Abteilung Alte Geschichte des Historischen
Instituts der "Universität
Stuttgart":https://www.uni-stuttgart.de/, des "Landesmuseums
Württemberg":https://www.landesmuseum-stuttgart.de/ und der
Akademie für gesprochenes Wort.

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