#190: Stammzelltransplantation bei progedienter MS. Interview mit André Decher zu seinen Erfahrungen
André Decher hat Ende 2020 in Mexiko eine Stammzelltransplantation
durchgeführt, um seine progediente Multiple Sklerose zu stoppen.
Hier geht es zum Blogbeitrag mit dem transkribierten Text:
In Folge 190 vom Podcast...
46 Minuten
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Podcaster
Beschreibung
vor 1 Jahr
André Decher hat Ende 2020 in Mexiko eine
Stammzelltransplantation durchgeführt, um seine progediente
Multiple Sklerose zu stoppen.
Hier geht es zum Blogbeitrag mit dem transkribierten Text:
https://ms-perspektive.de/190-hsct-andre
In Folge 190 vom Podcast habe ich André
Decher zu Gast im Interview. Er ist
MS-Patient, dessen Krankheitsverlauf
von Anfang an von einer schnellen
Behinderungszunahme ohne Schübe geprägt
war, als eine progrediente Form der MS.
Entgegen der wissenschaftlich
fundierten Faktenlage entschied er sich
dafür eine Stammzelltransplantation im
Ausland durchzuführen.
Ich habe eine ganze Weile überlegt, ob
ich ihn als Gast einlade, eben weil bei
den individuellen Eckdaten von André
man weder in Deutschland, Österreich,
der Schweiz oder Großbritannien eine
Stammzelltransplantation durchführen
würde.
Nochmal kurz
zusammengefasst, wer die
besten Chancen hat von der
Stammzelltransplantation zu
profitieren:
hohe entzündliche Aktivität in Form
von Schüben und MRT-Aktivität
kurze Krankheitsdauer, am besten
weniger als 10 Jahre
junges Lebensalter, möglichst unter
40 Jahre
keine anderen
Erkrankungenhttps://ms-perspektive.de/190-hsct-andre
hochwirksame Medikamente zeigen
keinen Erfolg (Voraussetzung in
Deutschland)
bisher nur wenige bleibende
Behinderungen
Warum ist das so?
Weil die
Stammzelltransplantation vor allem eine
Auswirkung auf das erlernte Immunsystem
hat, dass außerhalb des zentralen
Nervensystems (Gehirn und Rückenmark)
aktiv ist, also die T- und B-Zellen,
die aus dem Blutkreislauf ins zentrale
Nervensystem (ZNS)
einwandern. Bei den
progedienten Verlaufsformen spielt
dieser Teil aber kaum noch eine Rolle.
Das zerstörerische Geschehen findet im
ZNS statt. Allerdings ist
die Chemotherapie, die für den Neustart
des Immunsystems benötigt wird,
neurotoxisch und kann daher im ZNS
weitere Schäden
anrichten. Damit scheinen
die Nachteile bei einer starken
bestehenden Beeinträchtigung, geringer
oder keiner Entzündungsaktivität und
längerer Krankheitsdauer eindeutig zu
überwiegen.
Warum habe ich André dennoch
eingeladen und lasse ihn seine Geschichte
erzählen?
Weil er eine Perspektive der MS
vertritt. Und auch wenn die Gruppe der
primär progredienten Menschen mit MS
kleiner ist, gewiss sehr viele hoffen,
dass sie von der
Stammzelltransplantation profitieren
können. Solltest Du dazu gehören, dann
denk bitte daran, dass wirksame
Behandlungen in Deutschland bezahlt
werden und für den Patienten quasi
kostenlos zur Verfügung stehen, von
minimalen Zuzahlungen abgesehen. Die
Anbieter in Russland und Mexiko haben
die Stammzelltransplantation als ein
Geschäftsmodell entdeckt, und verdienen
damit viel Geld.
Natürlich gibt es gewiss Grenzfälle,
die die Kriterien in Deutschland
minimal nicht erfüllen und für die die
Stammzelltransplantation eine gute
Alternative sein kann. Wenn Du
dazugehörst, dann hat André jede Menge
gute Tipps für Dich.
Trotz allem freue ich mich für André,
dass ihm die Therapie Mut und Energie
gegeben hat so hartnäckig an
Physiotherapie und Sport dranzubleiben
und sich kleine Erfolge zu erarbeiten.
Und ich wünsche ihm dass er weiterhin
kleine und gerne auch größere Erfolge
erreicht.
Inhaltsverzeichnis
Vorstellung
Weg zur Stammzelltransplantation
Verabschiedung
Einordnung Faktenlage
Stammzelltransplantation
Vorstellung
Nele: Hallo
André, schön, dass du heute mein Gast
bist, und vielen Dank für die
Einblicke, die du uns gewähren wirst.
Doch bevor wir loslegen, wäre es ganz
lieb, wenn du dich den Hörerinnen und
Hörern erst einmal vorstellst, damit
die wissen, wen ich heute hier als Gast
habe. #00:01:51#
André
Decher: Mein Name ist
André Decher. Ich bin 44 Jahre alt und
habe die Erstdiagnose von Multiple
Sklerose PPMS (Primär Progrediente MS)
oder auch SPMS (Sekundär Progrediente
MS); da sind sich die Ärzte nicht ganz
so einig, vor ungefähr 15 Jahren
bekommen. Im April 2007 war das ganz
genau. Ich arbeite noch. Ich arbeite
seit 20 Jahren bei einem großen
Medizintechnik-Unternehmen in Hessen.
Ich wohne auch in der Nähe von Fulda in
Hessen. Ich bin mittlerweile getrennt,
habe zwei Kinder; 10 Jahre alt und 7
Jahre alt.
Vor etwa zwei Jahren habe ich eine
Stammzelltransplantation bezüglich der
Multiplen Sklerose gemacht. Das war im
November, beziehungsweise Dezember 2020
in Mexiko, in Puebla. Seit der Zeit ist
meine Krankheit stehengeblieben und ich
habe sehr oft seit dieser Zeit
Physiotherapie. Fünfmal, manchmal sogar
sechsmal pro Woche. Heute Morgen schon
ganz früh gehabt und da gelingt es mir
zusammen mit meinem Physiotherapeuten
in kleineren Schritten immer mal wieder
neue Funktionalitäten, die mein Körper
bereits vergessen hatte, wieder
zurückzugewinnen und das sind echt
tolle Erfahrungen. Ich sitze übrigens
seit zehn Jahren im Rollstuhl, habe
einen EDSS-Wert, also einen
Behinderungsgrad von 7.5. Das ist ganz
schön dolle viel. #00:04:03#
Danke und alles Gute
Nele: Danke für
all die Tipps, die du gegeben
hast. Ich wünsche dir persönlich
ganz viel Kraft – emotional und
körperlich, um weiter auf deiner
Reise voranzukommen. Ganz viel
Erfolge für deine kommende Reha,
und dass du dir Stück für Stück
wieder deine Selbstständigkeit
mehr und mehr zurück erarbeiten
kannst, und dass die MS wirklich
dauerhaft gestoppt ist. Ich werde
deinen Weg aus der Distanz auf
jeden Fall weiterverfolgen und
freue mich natürlich mit dir,
wenn du kleine und größere
Erfolge zu feiern hast. In diesem
Sinne viel Glück, viel Erfolg,
und mache es gut. Tschüss!
#00:35:02#
André
Decher: An alle
Zuhörer: haltet die Ohren steif
und nicht unterkriegen lassen, um
es mit Winston Churchill zu
sagen, “If you have to go through
hell, keep going.” Tschüss und
euch toi, toi, toi! #00:35:22#
Einordnung Faktenlage
Stammzelltransplantation
Je entzündlicher die MS, je
früher im Verlauf, je geringer
die bisherige Behinderung, je
jünger, je gesünder, abgesehen
von der MS, desto größer sind die
Chancen von der
Stammzelltransplantation zu
profitieren.
Je chronischer / progredienter,
später im Verlauf, je mehr
Behinderungen bereits bestehen,
je mehr gesundheitliche Probleme
zusätzlich zur MS vorliegen, je
älter, desto geringer der
voraussichtliche Nutzen und höher
das Risiko für Komplikationen.
Eine genaue Aussage kann niemand
treffen. Es bleibt in der
seriösen Wissenschaft am Ende
eine Wahrscheinlichkeit und die
bewertet jeder Mensch subjektiv
anders.
---
Danke an André für seine
Erfahrung. Ich weiß, dass er
schon vielen zur Seite stand und
steht, deren Chancen von der
Behandlung zu profitieren
deutlich höher sind als bei sich
selbst. Wenn Du Dich für das
Thema Stammzelltransplantation
bei MS interessierst, findest Du
hier weitere Beiträge:
Interview mit Prof.
Christoph Heesen zur
Stammzelltherapie
Interview mit Johanna
zu ihren Erfahrungen mit der
Stammzelltherapie
Wer profitiert wann von
der Stammzelltherapie.
Interview mit Prof. Sven
Meuth
AHSCT: who should have
access? – von
Prof. Gavin Giovannoni
Bis bald und mach das Beste aus
Deinem Leben,
Nele
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