#115 – Interview mit MS-Patientin Andrea von Yogacraft

#115 – Interview mit MS-Patientin Andrea von Yogacraft

Andrea alias Yogacraft ist selbstständig tätig als Coach und Yogalehrerin. Sie nutzt Yoga und ihr "Team of Trust" um ihren Weg zu gehen. Den vollständigen Beitrag findest Du hier: In Folge #115 vom MS-Perspektive Podcast spreche ich mit Andrea...
48 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren









Andrea alias Yogacraft ist selbstständig tätig
als Coach und Yogalehrerin. Sie nutzt Yoga und
ihr "Team of Trust" um ihren Weg zu gehen.


Den vollständigen Beitrag findest Du hier:
ms-perspektive.de/interview-mit-ms-patientin-andrea-von-yogacraft/


In Folge #115 vom MS-Perspektive Podcast spreche
ich mit Andrea alias @yc_yogacraft über ihr Leben
mit der Erkrankung. Andrea kennt die Multiple
Sklerose bereits von ihrer Mama, die die Diagnose
erhielt als Andrea noch ein kleines Kind
war. 


Andrea erhält viel Unterstützung durch ihre
Familie, hat sich einige Jahre nach der Diagnose
selbstständig gemacht im Bereich Coaching und als
Yogalehrerin.


Meist tritt die MS bei ihr in den Hintergrund,
aber wenn sie einen Schub hat, dann nutzt sie
Yoga und ihr „Team of Trust“, um ihren Weg heraus
zu finden.






Vorstellung
















Ich bin mittlerweile 40 Jahre alt, Tirolerin, die
mit ihrem Sohn und Mann in Oberfranken wohnt. Die
MS sehe ich wie eine Wegbegleiterin, die mir
immer mal wieder mehr oder weniger deutliche
Hinweise gibt, und mich da hingebracht hat, wo
ich heute stehe. Als Yogalehrerin und Coach gebe
ich leidenschaftlich das weiter, was mich immer
wieder in meine Mitte bringt – und das nicht nur
in Bezug auf die MS.





















Diagnose und aktueller Status




Seit wann hast du die Diagnose und welches
Symptom war der Anlass dafür?






Die Diagnose habe ich schon 2006
bekommen. Damals waren
Sensibilitätsstörungen und Taubheit in
den Beinen der Anlass.





















Wie hast Du die Diagnose aufgefasst? Und wie war es
für Deine Liebsten?






Für mich war es kein Schock, da ich die Krankheit
gut kannte. Ich bin damit groß geworden, da meine
Mama die Diagnose erhalten hat als ich 6 war. Ich
wusste von Anfang an, dass es die Krankheit der
1000 Gesichter ist und es nicht zwangsweise
heisst, dass ich den gleichen Verlauf wie meine
Mama habe. Ich hab es auch nicht ganz so ernst
genommen. Eher mit dem Gedanken, dass ich einen
„Ableger“ von Mama erwischt hab. Ich glaube es
war für mein Umfeld schwieriger als für mich.


Schönerweise haben mich alle bestens unterstützt
– und tun es immer noch.






Welche Behandlung wurde Dir zu Beginn der Diagnose
empfohlen und bist Du der Empfehlung gefolgt und wie
lässt du dich behandeln?






Ich habe schon mehrere Therapien ausprobiert und
bin hier immer sehr vorsichtig, was ich nach
draußen gebe. Denn ich bin der Überzeugung, dass
jede:r für sich selbst schauen darf, was sich
stimmig anfühlt. Wichtig ist, dass man sich
Experten an die Seite holt, bei denen man sich
gut aufgehoben fühlt – ich spreche immer vom
„Team of Trust“. Das habe ich schönerweise für
mich gefunden und so wäge ich gemeinsam mit
diesem Team immer die nächsten Schritte ab, weiß
aber, dass die endgültige Entscheidung immer bei
mir liegt.


MS ist die Krankheit der 1.000 Gesichter, und so
gibt es eben auch nicht nur die eine optimale
Behandlungsform.






Nutzt du Yoga als Selbsttherapie oder auch Angebote
wie Physiotherapie, Reha oder ähnliches?






Nach dem heftigen Schub 2014 habe ich über einen
längeren Zeitraum Physiotherapie gemacht, bis
alle Symptome wieder abgeklungen waren. Daraufhin
habe ich auf der körperlichen Ebene jahrelang
nichts gemacht – bis auf Yoga natürlich. Jetzt
habe ich allerdings ganz frisch wieder mit Physio
angefangen, nachdem ich gemerkt habe, dass mir
der letzte Schub aus dem Sommer noch stärker in
den Gliedern steckt, als ich es anfangs wahrhaben
wollte.






Hast du alte Symptome, die dich im Alltag begleiten.
Falls ja, wie gehst du damit um?






Ja, Sensibilitätsstörungen in den Beinen und
Händen, leichtes Kribbeln und das Gleichgewicht
ist manchmal auch nicht so, wie ich es mir
wünschen würde.


Ich sehe es oft als Hinweis, dass ich wieder
etwas weniger machen darf wenn die Symptome
stärker werden.


Mit dem erneuten Ansatz der Physiotherapie
versuche ich ab sofort meinen Körper auch wieder
bestmöglich zu unterstützen.


Es gibt Tage, da nervt es mehr als an anderen.
Allerdings versuche ich nicht in eine
Abwehrhaltung zu gehen, sondern in die Akzeptanz.
Auch das ist ein Teil von mir.






Gibt es Unterschiede im Verlauf der MS deiner Mutter
und deiner eigenen, aufgrund der vielen hinzu
gewonnenen Erkenntnisse und Behandlungsmöglichkeiten?






Das würde wahrscheinlich den Podcast sprengen,
aber grundsätzlich sind unsere Verläufe überhaupt
nicht miteinander zu vergleichen und werden auch
komplett anders behandelt. Wen es interessiert:
es gibt eine Folge in meinem eigenen Podcast, in
der ich meine Mama zu Gast habe (Folge 62
vom YOGACRAFT-Podcast)






Leben, Beruf und Hobbies




Welche Rolle spielt die MS in deinem Leben und wie
wirkt sie sich auf deine Familie, deinen Beruf und
deine Freizeitgestaltung aus?






Offen gesagt ist die MS zum Glück meist im
Hintergrund, sofern ich nicht gerade einen
aktuellen Schub habe. Ich kann zwar einige Sachen
nicht mehr so machen (z.B. joggen gehen), aber
zum Glück bin ich im Alltag kaum eingeschränkt.
Ich definiere mich auch überhaupt nicht über die
Krankheit und so spielt sie eine eher
nebensächliche Rolle. Außer, dass ich es ihr „zu
verdanken habe“, dass ich beruflich jetzt das
mache, was ich mache.


Denn ohne den heftigen Schub in 2014 hätte ich
wohl nie den doch etwas krassen Switch von der
Personalerin im Großkonzern hin zur Yogalehrerin
und Coach gemacht.






Welchen Themenfelder bietest du auf Yogacraft an?






Was wahrscheinlich auf der Hand liegt: Yogakurse.


Ich unterrichte klassisches Hatha – Yoga – und
zwar sehr sanft. Meines Erachtens leisten wir im
Alltag alle so viel (egal ob mit oder ohne MS)
und da möchte ich das Leistungsdenken von der
Yogamatte fernhalten. Ich habe keine Kurse rein
für MSler, wobei einige in meinen Kursen
unterwegs sind.


Meine Kurse sind auch keine klassischen
Yogakurse, sondern meist gespickt mit
Coachingimpulsen, die den Teilnehmern helfen
sollen wieder stärker mit sich und dem eigenen
Körper in Verbindung zu kommen.


Yoga tritt langsam auch mehr und mehr in den
Hintergrund. Coaching ist wirklich meine große
Leidenschaft. Ich habe hier 2018 noch eine
professionelle Ausbildung gemacht und coache
sowohl Privatpersonen als auch in kleineren
Unternehmen. Hier kommt mir meine Erfahrung als
Personalentwicklerin natürlich sehr zu Gute.


Ich liebe es auch die beiden Elemente – Yoga und
Coaching – zu verbinden und hab immer wieder
verschiedene Workshopformate. Letztes Jahr gab es
auch zum ersten Mal ein komplettes Wochenende in
meiner Heimat Tirol, das ich mit meiner Freundin
geleitet habe. Es war eine Kombination aus Yoga,
Wandern und Coachingimpulsen.


Bei allem, was ich tue geht es darum, die
Menschen dabei zu unterstützen wieder oder noch
stärker bei sich selbst anzukommen. Und das mach
ich ganz nach dem Motto „Lehre, was du lernen
willst“. Ich gebe einfach authentisch das weiter,
was mir selbst immer gut getan hat und noch tut.






Bist du zufrieden mit deiner beruflichen Ausrichtung
oder hast du weitere Pläne?






Ich liebe meinen Job und bin unglaublich dankbar
dafür. Vor allem, wenn ich sehe, was es in den
Menschen bewegt.


Im kommenden Jahr möchte ich erstmal die Dinge,
die ich in den vergangenen Jahren aufgebaut habe
festigen: Einzelcoachings, das Gruppencoaching
„Journey to Yourself“, die Auszeit am Berg in
Tirol und diverse Business-Begleitungen für
ansässige Firmen.


Ich habe dieses Jahr Ausbildungen zum Thema Human
Design gemacht und möchte dies nun auch stärker
in meine Arbeit integrieren.


Darüber hinaus erhalte ich schon erste Anfragen,
ob ich nicht selbst ausbilden könnte … wer weiß
wo die Reise noch hingeht.


Ich würde auch super gern irgendwann ein Buch
schreiben, allerdings glaube ich, dass da
wirklich viel Arbeit dahinter steckt und davor
habe ich größten Respekt.






Tipps




Was war dein tiefster Tiefpunkt mit der MS und wie
hast du dich wieder empor gekämpft?








Der Tiefpunkt war bestimmt der heftige Schub
2014 – wobei er rückblickend ja auch
wegweisend für alles war, was danach
entstehen durfte.


Die Unterstützung meiner Familie sowie die
intensive Yogapraxis (auf jeder Ebene – vor
allem der geistig-emotionalen) waren meines
Erachtens der Schlüssel damals. Und sind es
auch immer noch wenn es mir schlecht geht.


Grundsätzlich: ich mag das Wort „kämpfen“
nicht so gern.
Klar, ist es manchmal einfach „Scheisse“.
Aber ganz ehrlich: das Leben ist nicht nur
rosarot. Ob mit oder ohne MS.


Mittlerweile lass ich den Tiefpunkt erstmal
da sein und schau dann, was im Rahmen meiner
Möglichkeiten ist, um die Situation in
Mini-Schritten wieder zu verbessern. Gern
auch mit externer Unterstützung.








Was machst Du wenn Du alte Symptome verspürst?








Check-In bei mir selbst.


Ich weiß für mich, dass Stress – egal ob
positiv oder negativ – immer der krasseste
Auslöser für Symptome ist bei mir.


Deshalb gilt es dann für mich immer erstmal
innehalten und schauen, was es denn ist, das
mich stresst. Und dann versuchen Dinge
anzupassen. Prios zu shiften und um
Unterstützung fragen.








Zukunft und Ziele




Gibt es einen großen unerfüllten Wunsch?







Reisen – ich möchte gern noch möglichst viel
von der Welt sehen – am liebsten gemeinsam mit
meinen Männern. Ist aber nicht ganz so leicht,
weil man Mann gar nicht gerne reist. Da muss
dann wohl doch der Junior her halten.







Welche Entwicklung wünschst du Dir im Bereich der MS
in den kommenden 5 Jahren?







Natürlich nur das Beste …







Blitzlicht-Runde




Was war der beste Ratschlag, den du jemals erhalten
hast?







Mach eine Pause.







Wie lautet dein aktuelles Lebensmotto?







Weniger ist mehr.







Mit welcher Person würdest du gern einmal ein
Kamingespräch führen und zu welchem Thema?







Mit unserem verstorbenen Freund und fragen
wie’s denn da so ist, wo er jetzt ist.







 Vervollständige den Satz: „Für mich ist die
Multiple Sklerose... “







…eine Wegweiserin.







Welche Internet-Seite kannst du zum Thema MS
empfehlen?







www.trotz-ms.de







Welches Buch oder Hörbuch, das du kürzlich gelesen
hast, kannst du uns empfehlen und worum geht es
darin?







Persönlichkeitsentwicklung: „Where is
the love“ von Lars Amend / Von
der Suche nach der wahren Liebe.


Romane allgemein: „Die 7 Schwestern“
von Lucinda Riley/
7 Adoptivschwestern, die nach dem Tod ihres
Adoptivvaters Hinweise zu ihren Wurzeln
bekommen und jedes Buch erzählt die Geschichte
einer Schwester.







Verabschiedung




Hast du einen Tipp, den du deinem jüngeren Ich geben
würdest, für den Zeitpunkt der Diagnose?







Kein Tipp. Ich würde ihr nur sagen wollen, dass
sie darauf vertrauen darf, dass sich trotz oder
vielleicht sogar durch die Diagnose noch ganz
überraschend wunderbare Wege auftun werden.







Möchtest du den Hörerinnen und Hörern noch etwas mit
auf dem Weg geben?







Egal ob Betroffene:r oder Angehörige:r: es ist
nicht das Ende der Welt! Im Gegenteil. Manchmal
sogar der Anfang von einem neuen Weg, der sich
sonst so gar nie gezeigt hätte.


Wichtig ist, dass man immer wieder bei sich
selbst eincheckt und herausfindet, was sich als
nächster Schritt für einen selbst stimmig
anfühlt. Um das raus zu finden, darf man sich
auch gern Unterstützung holen.







Wo findet man dich im Internet?







www.yogacraft.deInstagram:
@yc_yogacraftYOGACRAFT-Podcast








 

















Vielen Dank, liebe Andrea, für Deine Zeit und die
gewährten Einblicke und ganz viel Erfolg in allen
Bereiche – gesundheitlich, sowie mit deinen
privaten und beruflichen Zielen!


Bis bald und mach das beste aus Deinem
Leben,
Nele


Mehr Informationen und positive Gedanken erhältst
Du in meinem kostenlosen
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Hier findest Du eine Übersicht zu
allen bisher interviewten MS-Patienten.








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