Spezial: Kolumne 83 von Matthias Horx – Gute Nachrichten für nebelige Tage
Aufgrund der angespannten Corona-Lage gibt es wieder einen neuen
Beitrag von Matthias Horx, dessen Blick in die Zukunft und auf all
das Erreichte, unabhängig von Corona, ich immer sehr wohltuend
finde. Dennoch meine große Bitte. Lass Dich Impfen....
19 Minuten
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vor 2 Jahren
Aufgrund der angespannten Corona-Lage gibt es wieder einen neuen
Beitrag von Matthias Horx, dessen Blick in die Zukunft und auf
all das Erreichte, unabhängig von Corona, ich immer sehr
wohltuend finde.
Dennoch meine große Bitte. Lass Dich Impfen. Hol Dir die
Auffrischung. Und halt nochmal durch, auch wenn erneute
Einschränkungen nicht schön sind. Gesellschaft vor
Individualismus. Wissenschaftlich fundierte Fakten vor Meinungen
und Gefühlen.
Der nachfolgende Text stammt aus der Zukunfts-Kolumne von
Matthias Horx:
www.horx.com/die-zukunfts-kolumne
Siehe auch: www.zukunftsinstitut.de.
Eine kleine Zukunfts-Meditation
Julian Horx, www.julian-horx.com
Nun ist es wieder passiert. Zu grauen und
nebeligen Tagen hebt wieder der große Angst- und
Schreckens-Gesang an, diesmal mehr mit Wut
vermischt. Viele Menschen fallen wieder in einen
Taumel von Angst und Verwirrung. von Vorwurf und
Verzweiflung. Wir kehren in die Spirale des
destruktiven Streits zurück.
Destruktiver Streit, wie wir ihn heute wieder
über Corona pflegen, zeichnet sich dadurch aus,
dass man in innerhalb des Streites nicht mehr
weiterkommt. Man tappt sozusagen im Nebel.
Destruktiver Streit basiert auf dem Prinzip des
Gegenruhms: Eine endlose Mühle von Meinungen und
Schuldzuweisungen, die in sich selbst
festgefahren sind und sich gegenseitig
hochschaukeln.
Staatsversagen!
Die Politik ist schuld!
Freiheitsberaubung!
Ich dreh gleich durch!
Alles Idioten!
Meinungskriege sind in ihrem Wesen narzisstisch,
weil sie nicht dem Finden eines Weges dienen,
sondern dem Inszenieren der eigenen Konstrukte.
Destruktiven Streit erkennt man daran, dass er
nur Erregungen, keine Reflexion zulässt.
Re-flexion heißt ja, dass man miteinander Aspekte
der Wirklichkeit »re-flektiert«. Also sich
gegenseitig auf dem Weg in eine gemeinsame
Wirklichkeit begleitet.
So haben es, wie es aussieht, die
Neo-Koalitionäre in Deutschland gemacht. Es geht
also, auch bei hochkomplexen Dingen!
„Reflektieren erfordert eine unterstützende,
sanfte Einstimmung auf das Selbst statt einer
urteilenden Haltung, die verhört und abwertet.
Reflexion ist ein mitfühlender
Geisteszustand.”
So formulierte es der Transformationspsychologe
Daniel J. Siegel in seinem
Buch „Mindsight” (Goldmann-Verlag, S.
71).
Aber was tun man, wenn man mit einem
aussichtslosen fraktalen Meinungskrieg
konfrontiert ist? Dann ist es ratsam, sich
bewusst zu entziehen. Sonst wird man unweigerlich
hineingezogen in die Mühle der Erregungen. Und
steckt plötzlich in einem Shitstorm, den man
selbst mit angerührt hat.
„Manche Probleme sind so komplex, dass man
hochintelligent und gut informiert sein muss, um
bei ihnen unentschieden zu sein.”
Das stammt von Laurence J. Peter, dem
Erfinder des Peter-Prinzips.
Neben Heiterkeit und Liebe wäre ein mögliches
Mittel, aus dem Nebel herauszukommen, die
Erweiterung unseres Wahrnehmungs-Horizontes. Ein
Blick über die Dächer. Machen wir also ein
kleines Experiment. Hier einige Meldungen aus der
»weiten Welt«, die Sie wahrscheinlich noch nicht
gelesen oder wahr-genommen haben:
Die größte und erfolgreichste Impfkampagne
der Menschheitsgeschichte geht in die nächste
Runde. Indien meldet die Verabreichung von einer
Milliarde Covid-Vakzin-Dosen, China führt diese
Liste mit zwei Milliarden an, während Brasilien
258 Millionen Dosen verabreichte und Indonesien
172 Mio.
Global wurde bis Ende dieses Jahres knapp die
Hälfte der Menschheit gegen Covid geimpft, und
es geht schnell weiter…
Quartz
Ein Rollout eines neuen Polio-Vakzins in
sechs afrikanischen Ländern hat dazu geführt,
dass 80 Millionen Kinder nun geschützt gegen
Kinderlähmung sind. Mit verringerten
Seiteneffekten war das Mittel das Erste, dass von
der WHO für Noteinsätze freigegeben wurde und
dadurch gegen Ausbrüche schneller schützen
konnte. The New Vaccine
WHO
Ruanda konnte seine jährliche Zahl von
Malariafällen von 4,8 Millionen im Jahr 2016 auf
1,8 Millionen in 2020 reduzieren, schwere Fälle
mit Todesfolge reduzierten sich um 70 Prozent.
Die Regierung erprobt nun Drohnen, die
Anti-Moskito-Präparate versprühen.
Blasting mosquitoes with drones
RBC
Einer der größten Killer in hochentwickelten
Ländern ist der Schlaganfall – zweithäufigste
Todesursache weltweit. Ein neuer Report in The
Lancet zeigt, dass weitgehend unbeachtet die
Opferzahlen deutlich reduziert werden konnten –
weltweit. Zwischen 1990 und 2019 ging die
standardisierte Anzahl der Schlaganfälle um 17
Prozent zurück, und die Todesfälle um 36
Prozent.
The Lancet
The Lancet
Die Anzahl der weltweiten Kriegsopfer sank im
Jahr 2020, das zweite Jahr in Folge. Die
Gesamtzahl der in bewaffneten Konflikten
gestorbenen betrug 120.000, das sind 30 Prozent
weniger als 2018. Die Rückgänge gingen vor allem
auf Veränderungen in Asien, Ozeanien und dem
mittleren Osten zurück.
SIPRI
Eine immer größere Anzahl von Menschen in den
wohlhabenden Ländern glaubt, dass Diversität gut
für die Gesellschaft ist. In den USA, Kanada, UK,
Australien, Neuseeland und Taiwan steigt die
Akzeptanz für kulturelle und ethnische
Unterschiedlichkeit, sogar in kulturell homogenen
Ländern wie Japan und Griechenland.
Pew
Pew Research Center
Bereits vor dem Start von COP26 konnten
Aktivisten gegen den Klimawandel eine gewaltige
Welle von DECARBONISIERUNGS-INVESTMENTS verkünden
– 40 Billionen Dollar in großen Portfolios und
Pensionsfonds haben eine Abkehr von Öl- Kohle und
Gas-Investitionen vollzogen. Das ist mehr als das
BSP von USA und China zusammen.
NYT
Ein bemerkenswerter Teil des Globalen
Zement-Sektors hat sich zu einer deutlichen
Verringerung von Emissionen bekannt. Ein Viertel
bis 2030, Karbon-Neutralität im Jahr 2050.
Global Cement and Concrete Association
Die Regierung von Chile hat das Verbot der
meisten Verbrennungsmotoren von 2035 an
angekündigt. Unter der neuen
Elektrik-Transport-Strategie werden alle
Fahrzeuge, Züge, auch schwere Lastwagen
Zero-Emission sein müssen.
We Go Electric
Malawi hat die Wilderei und den Tierhandel
drastisch reduzieren können – dank strengerer
Gesetze. 90 Prozent aller verurteilten Wilderer
brachte 4 Jahre oder mehr im Gefängnis zu.
Seitdem gibt es keinen Fall von Elfenbeinhandel
oder Rhino-Horn mehr, auch der Schmuggel seltener
Wildtiere nach China konnte weitgehend abgestellt
werden.
NYT
Im Ostpazifik wird ein 500.000
Quadratkilometer großes Meeresschutzgebiet
entstehen, das auch die Galapagos-Inseln umfasst.
Die Präsidenten von Ecuador, Kolumbien, Costa
Rica und Panama verkündeten in der letzten Woche
den Vertrag. Das Gebiet soll mehrere bestehende
Schutzzonen miteinander verbinden und wäre damit
so groß wie Deutschland, Österreich und die
Schweiz zusammen. Innerhalb der geschützten
Flächen soll es zukünftig unter anderem verboten
sein, Fische zu fangen.
The Guardian
The Guardian
Die Population des östlichen
Flachlandgorillas hat sich verdoppelt, von 3800
auf 6800. Das ist die gute Nachricht aus dem Oku
Community Conservation Center im Kongo. Die
Fortschritte konnten durch konsequente
Habitat-Konservation mit lokalem
Community-Engagement erzielt werden.
Mongabay
New Yorks Stadtregierung verabschiedete einen
Plan, alle 885 Diesel-Busse der Stadt in
vollelektrische Modelle zu konvertieren.
Gleichzeitig wurde ein Zero-Emission Gesetz vor
alle Passagierautos und leichten
Transportfahrzeuge ab 2035 verabschiedet.
We Go Electric
100 der weltgrößten Konzerne werden ab 2022
eine Minimalsteuer von 15 Prozent auf Gewinne
zahlen. 136 Länder haben das neue Abkommen
unterzeichnet, das mindestens 150 Milliarden mehr
für die Bürger anstatt für die Konzernprofite
abzweigen wird.
Politico
Globale Energiespeicherung wächst so schnell
und in solchen Dimensionen, dass das Argument,
erneuerbare Energien wären „zu unregelmäßig”,
bald hinfällig sein wird. 12,4 Gigawatt
Batteriespeicher werden im Jahr 2021 installiert,
gegenüber 4,2 im Jahr 2020 (und 1 GW 2016). Für
die nächsten Jahre werden exponentielle
Entwicklungen auch mit neuen, chemischen und
mechanischen Speichertechniken erwartet.
Inside Climate News
China hat mit der Konstruktion des größten
weltweiten Erneuerbare-Energien-Projektes
begonnen. 100 Gigawatt Wind und Solar-Kapazität
werden in der Wüste installiert, was mehr als
viermal so viel Energie wie der
Dreischluchtendamm produzieren wird.
Bloomberg
Das Kolonialzeitalter geht endgültig zu Ende:
Anfang November wurden Lebensgroße, aus
Tropenholz geschnitzte Königsstatuen, handgewebte
Teppiche, kleine Glockenspiele aus Metall,
insgesamt 26 Kunstwerke aus Paris zurück nach
Benin gebracht. Die Werke wurden dort vor 130
Jahren von der französischen Kolonialarmee
gestohlen. Mit der Rückgabe der Stücke begann
Präsident Emmanuel Macron, sein 2017 gegebenes
Versprechen einzulösen, geraubte Kunstwerke aus
den früheren französischen Kolonien in ihre
Herkunftsländer zurückzubringen.
In Irland startet ein Grundeinkommen-Versuch
für Künstler:innen und andere Kulturschaffende.
Die waren seit Beginn der Pandemie besonders
stark von finanziellen Einbußen betroffen. In der
geplanten Testphase erhalten 2.000
Kunstschaffende 3 Jahre lang jede Woche 325 Euro.
Ab März 2022, spätestens ab April solle das
Pilotprojekt starten, verkündete Kulturministerin
Catherine Martin. 25 Millionen Euro stellt der
irische Staat für das Vorhaben zur Verfügung.
Die Bevölkerungs-Explosion, die zum festen
Narrativ unserer Zukunftsängste zählt findet
nicht statt. Die Menschheit wird zwischen 9 und
11 Milliarden Menschen – Tendenz zu 10
Milliarden, ihren „Peak-People” zwischen 2060 und
2080 erreichen. Die Geburtenraten sinken weiter,
auch in den Armutsländern, und die
Bevölkerungszahl Chinas ist bereits derzeit auf
dem TIPPING POINT. In dreißig Jahren könnte es
200 Millionen weniger Chinesen geben.
ZEIT ONLINE
Was geht in Ihnen vor, wenn Sie diese Meldungen
lesen? Sie könnten sagen: Was gehen mich
Impfungen in Ruanda an? Oder: Wo stammen die
Zahlen eigentlich her?
Ist das nicht geschönt?
Ist doch viel zu wenig!
Wie soll denn das die Welt retten?
Nein, es geht hier nicht darum, „ein bisschen
Optimismus” zu erzeugen. Es geht nicht um
Stimmungen oder Meinungen. Es geht auch nicht
darum, ob es »genug« ist, damit wir Hoffnung
haben »dürfen«.
Es geht um die Art und Weise, wie wir Realität
und Wirklichkeit, also die Zukunft, konstruieren.
Wir schließen das, was wir für »die Welt« halten,
immer in einem engen Tunnel ein. In diesem Tunnel
selektieren wir meistens die negativen Signale,
weil unser Hirn durch Jahrmillionen der Evolution
dazu geprägt ist, das Gefahrvolle überzubetonen.
Das hypermediale System, in dem wir leben,
befördert diese Tunnelsicht. Auf diese Weise
verengen wir uns in der Angst. Aus diesem
negativen Narzissmus heraus entsteht leicht eine
Paranoia – typisches Anzeichen dafür sind
Verschwörungs-Narrative.
Eine besondere Nörgel-Neigung, die zur
Bösartigkeit tendiert.
Ein Misstrauen, das auf Selbstverwerfung basiert.
(Die Meldungen stammen übrigen überwiegend von
Plattformen, die sich dem Konstruktiven
Journalismus verschrieben haben. Der
Medienwissenschafter Bernhard
Pörksen nennt das den „Planetarischen
Journalismus”.)
Julian Horx, www.julian-horx.com
Komplexe Probleme sind nicht auf der Ebene ihres
Entstehens lösbar. Sondern nur dadurch, dass wir
neu über sie denken lernen. Paul Watzlawick,
einer der Begründer des Konstruktivismus, nennt
das „die Sanfte Kunst des Umdenkens”.
„Die eigentliche Ursache des Leids”, schreibt
Watzlawick in seinem Weltbestseller „Anleitung
zum Unglücklichsein”, „liegt in unserer
Unwilligkeit, Tatsachen als reelle Tatsachen und
Ideen als bloße Ideen zu sehen, und dadurch, dass
wir ununterbrochen Tatsachen mit Konzepten
vermischen. Wir tendieren dazu, Ideen für
Tatsachen zu halten, was Chaos in der Welt
schafft.”
Die 87jährige Naturforscherin und
Schimpansen-Expertin Jane Goodall hat
gerade ein wunderbares Buch veröffentlicht, in
dem Sie ihre Erfahrungen mit ihrem lebenslangen
Kampf gegen den Artenschwund und den Tierschutz
beschreibt. In Das Buch der
Hoffnung erörtert sie vier Gründe, weshalb
sie an die Zukunft der Menschheit glaubt:
Den erstaunlichen menschlichen Intellekt.
Die Resilienz der Natur.
Die Kraft junger Menschen.
Den unbezähmbaren „Human Spirit”.
Wenn wir den Glauben an die Zukunft verlieren,
verlieren wir die Wirklichkeit.
Wenn wir in die Wirklichkeit nur im verengten
Blickwinkel unserer Angst wahrnehmen, verlieren
wir uns selbst.
Hier noch eine kleine Zusatzübung: Machen Sie den
neuen GAPMINDER-Global-Wirklichkeitstest von
Ola Rosling, einem guten Freund des
Zukunftsinstituts, der sich auf die neuesten
Daten und die „Global Goals” der UNO bezieht.
Probieren Sie es. Es lohnt sich. Sie werden
merken, wie sich auch ihre Haltung zum
»Corona-Problem« verändert.
P.S. Auch diese Corona-Welle wird vorbeigehen.
Wir werden dann viel gelernt haben. Über uns
selbst. Die Gesellschaft. Und das Leben.
Ein großes Dankeschön an Matthias Horx für den
tollen Beitrag und die freundliche Erlaubnis ihn
teilen zu dürfen!
In diesem Sinne, bleib frohen Mutes. Wende Deinen
Blick auf all das Gute, Schöne und Positive, was
wir als Menschheit erreicht haben und trage bitte
durch Vernunft und Impfbereitschaft dazu bei,
dass Covid-19 endlich in den Status von Influenza
herabrutscht.
Alles liebe und bestmögliche Gesundheit wünscht
Dir,
Nele
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