Lebensgeschwindigkeit
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Es gibt eine Theorie, dass sich unsere Lebensgeschwindigkeit alle
20 Jahre verdoppelt. Doppelt so viele Kontakte, doppelt so viel
zurückgelegte Strecke, doppelt so viele Termine.
Wie viel Korrespondenz pro Tag haben unsere Großeltern erhalten,
wie viele erhalten wir? Wie viele Reisen haben unsere Eltern
unternommen und wir selbst? Die Liste kann mit vielem fortgesetzt
werden: Häufigkeit von Nachrichten, Wege der von uns konsumierten
Lebensmittel, wahrgenommene Freizeitangebote, Zeitbedarf für
einen Arbeitsprozess, Filmsequenzen bis ein Schnitt kommt.
Wir machen und erleben immer mehr in immer kürzeren Abständen.
Ich habe von dieser Theorie zum ersten Mal vor etwa 15 Jahren in
einer Schulung gehört. Der Trainer damals sah hier eine Ursache
für die zunehmende Anzahl an Burn-outs. Die Geschwindigkeit, die
ein Mensch ertragen könne, sei begrenzt und wir versuchen so
lange Schritt zu halten, bis uns unser Körper eine Bremse
verordnet.
Zeiteinsparungen, die der technische Fortschritt bringt, werden
durch eine Erhöhung der Vorgänge eingeholt. Vergleichen wir z.B.
den typischen Frauenalltag: Die Zeitersparnis im Haushalt durch
Maschinen, bügelfreie Hemden und Convenience Produkten führt
dazu, dass Frauen nun mehr Zeit haben außerhalb des eigenen
Haushalts zu arbeiten– sie führt nicht unbedingt zu mehr
Entlastung.
Auch eine Reduzierung der Arbeitszeit bringt nicht automatisch
mehr Entspannung, denn auch das Tempo der Freizeitgestaltung
erhöht sich, das Angebot wird immer größer und hierdurch baut
sich Entscheidungsdruck auf.
Doch was können wir tun? Auch wenn Achtsamkeit, Slow Food,
Nachhaltigkeit, Entschleunigung im Trend sind, glaube ich, dass
aufgrund des grundlegenden Wunsches des Menschen nach
Verbesserung und Erleichterung die Beschleunigung nicht einfach
aufzuhalten ist.
Ich kann nur für mich selbst immer wieder neu entscheiden, Phasen
der Entschleunigung in mein Leben einzuplanen und gewonnene Zeit
nicht nur in mehr Aktivität zu verwandeln, sondern bewusst etwas
genussvoll langsam, einmal nach altmodischer Art zu tun.
Vielleicht können wir für uns selbst den Text von Prediger 3
fortführen. Dort heißt es: 31 Ein jegliches hat seine Zeit,
und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.
Und unsere Entscheidung könnte heißen:
E-Mails lesen hat seine Zeit und keine Mails checken hat seine
Zeit, Medien konsumieren hat seine Zeit und abschalten hat seine
Zeit, Gebäck kaufen hat seine Zeit und Hefeteig gehen lassen hat
seine Zeit, Reisen hat seine Zeit und daheim bleiben hat seine
Zeit, mir von Gott erzählen lassen hat seine Zeit und still sein
vor Gott hat seine Zeit.
Christine Sommer
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