Gedanken am frühen Morgen - Glückselig ich?

Gedanken am frühen Morgen - Glückselig ich?

6 Minuten

Beschreibung

vor 8 Monaten

Ich habe nämlich deinen Brief bei Licht nach dem Abendessen
gelesen. Die Zeit des Schlafengehens war da, aber der Schlaf
wollte nicht kommen. Im Bette liegend dachte ich lange darüber
nach und hielt mit mir selbst, Augustin mit Augustin, folgendes
Gespräch: Ist etwa des Nebridius Ansicht, wir seien glückselig,
nicht wahr? In der Tat nicht; denn er selbst wagt nicht zu
leugnen, dass wir noch töricht sind. Aber könnte nicht auch Toren
ein glückseliges Leben zuteilwerden? Diese Annahme ist hart; gibt
es doch außer der Torheit kein anderes, wenn auch nur kleines
Ungemach. Wie kommt er also zu dieser Ansicht? Hat er etwa jene
Schriften gelesen und nun gemeint, mich auch für weise halten zu
dürfen? Aber so leichtsinnig kann doch selbst ausgelassene Freude
nicht sein, besonders bei einem Manne, dessen gewichtiges Urteil
mir wohlbekannt ist. So wird es sich verhalten: Er hat mir einige
Liebenswürdigkeiten geschrieben, weil auch er Freude empfand über
die Ansichten, die ich in jenen Schriften niedergelegt hatte; so
schrieb er voll Freude, ohne darauf zu achten, was er in seiner
Freude in die Feder fließen lasse.

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