Gedanken am frühen Morgen - Alles vergeht

Gedanken am frühen Morgen - Alles vergeht

5 Minuten

Beschreibung

vor 8 Monaten

Soll ich das Wunderbare der Erchaffung der Pflanzen ausmalen und
einen förmlichen Beweis für die schöpferische Weisheit liefern?
Hier bietet sich im Anblick der Knospen, dort im Wachstum des
jungen Grüns ein Bild des menschlichen Lebens, begegnet dem Auge
ein charakteristischer Zug unserer Natur und Beschaffenheit und
strahlt deren Spiegelbild wider. Das Grün und die Blume dieses
Grases ist ein Sinnbild des menschlichen Fleisches, wie es der
treue Dolmetsch der Gottheit mit seinem Stimmorgan ausdrücklich
versicherte: »Rufe! Was soll ich rufen? Alles Fleisch ist Gras
und alle Herrlichkeit des Menschen wie die Blume des Grases! Das
Gras verdorrt und die Blume fällt ab, das Wort des Herrn aber
währt in Ewigkeit.« Gottes Urteil spricht aus des Menschen
Stimme. Gott spricht: »Rufe!«, doch er spricht es in Isaias.
Dieser nun erwiderte: » Was soll ich rufen?« Und als hätte er
vernommen, was er sprechen sollte, fügte er bei: »Alles Fleisch
ist Gras.« Und so ist es. Wie Gras blüht die Herrlichkeit des
Menschen im Fleische auf und ist, so erhaben sie einem dünkt,
nichtig wie junges Grün. Früh reif wie die Blume, vergänglich wie
das Gras, entfaltet sie wohl äußerlich blühenden Reiz, doch an
Frucht keinen dauernden Ertrag. Als des heiteren Lebens Blüte
duftet sie frohe Anmut, um nur allzu bald dahinzuwelken wie das
Grün des Grases, »das verdorrt, ehe man es ausrauft«. Wo ist denn
die Kraft im Leibe, wo die Gesundheit, die von Dauer sein könnte?

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