Gedanken am frühen Morgen - Von Reichen und Räubern
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Beschreibung
vor 9 Monaten
Was sind überhaupt Reiche, wenn die Gerechtigkeit fehlt, anderes
als große Räuberbanden? Sind doch auch Räuberbanden nichts
anderes als kleine Reiche. Sie sind eine Schar von Menschen,
werden geleitet durch das Regiment eines Anführers,
zusammengehalten durch Gesellschaftsvertrag und teilen ihre Beute
nach Maßgabe ihrer Übereinkunft. Wenn eine solche schlimme
Gesellschaft durch den Beitritt verworfener Menschen so ins große
wächst, dass sie Gebiete besetzt, Niederlassungen gründet,
Staaten erobert und Völker unterwirft, so kann sie mit Fug und
Recht den Namen „Reich“ annehmen, den ihr nunmehr die
Öffentlichkeit beilegt, nicht als wäre die Habgier erloschen,
sondern weil Straflosigkeit dafür eingetreten ist. Hübsch und
wahr ist der Ausspruch den ein ertappter Seeräuber Alexander dem
Großen gegenüber getan hat. Auf die Frage des Königs, was ihm
denn einfalle, dass er das Meer unsicher mache, erwiderte er mit
freimütigem Trotz: „Und was fällt dir ein, dass du den Erdkreis
unsicher machst? aber freilich, weil ich es mit einem armseligen
Fahrzeug tue, nennt man mich einen Räuber, und dich nennt man
Gebieter, weil du es mit einer großen Flotte tust.“
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