Gedanken am frühen Morgen - Die Wahrheit ist größer

Gedanken am frühen Morgen - Die Wahrheit ist größer

5 Minuten

Beschreibung

vor 10 Monaten

Wir müssen uns bewusst bleiben, wie weit die Sprache hinter der
Wahrheit zurückbleibt. Wenn schon der Verstand der Natur des
Geheimnisvollen nicht beikommen kann, so kann auch keine Sprache
das irgendwie Gedachte adäquat zum Ausdruck bringen. Gott auf
Erden, Gott unter Menschen, nicht im Feuer und unter
Posaunenschall, nicht auf rauchendem Berge oder bei Dunkel und
bei herzerschütterndem und ohrenbetäubendem Sturmwinde Gesetze
gebend, sondern in leiblicher Erscheinung sanft und gütig mit
Seinesgleichen verkehrend. Gott im Fleische, nicht aus weiten
Entfernungen wirksam wie in den Propheten, sondern vereint mit
einer der Menschheit wesensgleichen Natur, um so durch sein mit
uns verwandtes Fleisch die ganze Menschheit zu sich
zurückzuführen. Wie ging nun, frägt man, die Herrlichkeit von
einem auf alle über? Wie war die Gottheit im Fleische? Wie das
Feuer im Eisen, nicht durch Übergang, sondern durch Mitteilung.
Nicht entweicht ja das Feuer in das Eisen, sondern teilt ihm, am
Orte verbleibend, nur von seiner Kraft mit; auch nimmt es nicht
ab durch die Mitteilung, erfüllt vielmehr ganz, was mit ihm in
Berührung kommt. So nun ist auch Gott das Wort nicht aus sich
herausgetreten, und hat dennoch unter uns gewohnt, und ohne eine
Veränderung zu erleiden „ward das Wort Fleisch.“ Der Himmel
verlor den nicht, der ihn umfasst, und doch nahm die Erde den
Himmlischen in ihren Schoß auf.

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