Gedanken am frühen Morgen - Mehr als nur reich sein und nichts tun

Gedanken am frühen Morgen - Mehr als nur reich sein und nichts tun

4 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Umschau hielt ich nach der Aufgabe, die dem Menschenleben von ihm
selbst und von Gott her eigne, die entweder von der (unbelebten)
Natur her oder aus den Bemühungen geistiger Männer sich darböte
und etwas der ihr von Gott gewährten Gnade der Erkenntnis
Würdiges beitragen könne. Vieles zwar bot sich an, das nach der
landläufigen Meinung das Leben scheinbar nutzbringend und
erstrebenswert machen könnte, besonders dasjenige, was heutzutage
und auch zu allen früheren Zeiten als das Bedeutendste unter den
Sterblichen galt: Müßigkeit und gleichzeitig Überfluss. Von ihnen
ist das eine ohne das andere eher Gegenstand des Schlechten als
Veranlassung zum Guten; denn Tatenlosigkeit ist ersichtlich
beinahe eine Verbannung des eigentlichen Lebens; und eine
übersättigte Unruhe zieht umso mehr Unglück herbei, mit je
größerem Unmut man gerade das vermisst, was man am heftigsten
begehrt und erstrebt, um es genießen zu können. Aber wenn auch
(Muße und Reichtum) die höchsten und besten Annehmlichkeiten des
Lebens umschließen, so unterscheiden sie sich doch sichtlich
nicht sehr vom gewöhnlichen Genügen der Tiere, die in waldige und
insbesondere futterreiche Plätze schweifen, um Sicherheit vor
Bedrängnis und Sättigung aus reichlichem Futter zu gewinnen. Denn
wenn dies als die höchste und ausschließlichste Nutzung des
Lebens betrachtet wird, müßig zu sein und Überfluss zu haben,
dann ist sie, je nach dem Bedürfnis jeder Art, notwendig uns und
den Tieren gemeinsam, für die dann eben insgesamt überfließende
Fülle ohne Bemühung des Erwerbes zur Verfügung bereit ist, indem
die Natur selbst mit höchster Fülle und Sicherheit der Dinge zu
Diensten steht.



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