Gedanken am frühen Morgen - Beispiel geben

Gedanken am frühen Morgen - Beispiel geben

5 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Es wollte uns nun der gottselige Archebius zuerst zu Chäremon
führen, der näher bei seinem Kloster und älter war als die beiden
Andern. Denn obwohl er Das hundertste Lebensjahr voll geistiger
Frische überschritten hatte, so war doch sein Rücken durch Das
Alter und Das beständige Gebet so gekrümmt, dass er gleichsam zum
ersten Kindesalter zurückgekehrt war und mit herabhängenden und
bis zur Erde ausgestreckten Händen einherging. Als wir nun
Antlitz und Gang desselben verwundert anblickten, — denn er hatte
ja trotz der ganz gebrechlichen und abgetöteten Glieder die
frühere strenge Buße nicht aufgegeben, — als wir ferner ihn um
Unterredung und Belehrung demütig baten und beteuerten, dass nur
die Sehnsucht nach geistlichen Unterweisungen Ursache unserer
Ankunft sei: da seufzte Jener tief und sprach: „Was kann ich Euch
an Lehre bieten, da die Schwäche des Greisenalters sowohl die
frühere Strenge lähmte, als auch die Sicherheit im Reden nahm?
Oder wie soll ich mir herausnehmen, zu lehren, was ich selbst
nicht tue, und einen Andern in dem unterweisen, was ich selbst,
wie ich wohl sehe, bereits zu wenig und zu lau übe? Ich habe
deshalb nicht geduldet, dass ein Jüngerer bis zu diesem Alter mit
mir zusammenwohne, damit nicht durch mein Bespiel die Strenge
eines Andern nachlasse. Denn nie wird der Einfluss des Lehrenden
wirksam sein, wenn er ihn nicht durch die Kraft seiner Tat im
Herzen des Hörenden festigt.“

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