Gedanken am frühen Morgen - Nicht zu kompliziert und zu lange

Gedanken am frühen Morgen - Nicht zu kompliziert und zu lange

5 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Ich habe die Bücher gelesen, die mir von Deiner Ehrwürden
zugeschickt wurden. Über das zweite Buch habe ich mich ungemein
gefreut — nicht allein wegen seiner Kürze, wie begreiflich bei
einem Manne, der bereits zu allem träg und schwach ist, sondern
weil es zugleich auch gedankenreich ist und deutlich darin die
Gegnerthesen wie die Antworten darauf zur Darstellung kommen.
Auch die einfache und ungekünstelte Schreibart schien mir der
Absicht eines Christen zu entsprechen, der nicht zur Parade,
sondern zum allgemeinen Nutzen schreibt. Das erste Buch aber, das
inhaltlich zwar dieselbe Kraft hat, aber in schwungvollerem Stil
geschrieben und mit mancherlei Figuren und dialektischer Anmut
geziert ist, schien mir nicht nur viel Zeit zur Lektüre zu
beanspruchen, sondern auch eine große geistige Anstrengung, um
die Gedanken zu erfassen und im Gedächtnis festzuhalten. Die
zwischenhinein eingestreuten Verunglimpfungen der Gegner wie die
Empfehlungen der Unsrigen scheinen zwar der Schrift einige
dialektische Reize zu geben, unterbrechen aber, weil sie einen
hinhalten und aufhalten, den Zusammenhang der Gedanken und
schwächen die Kraft einer Streitschrift.

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