Gedanken am frühen Morgen - Die Verbindung bleibt

Gedanken am frühen Morgen - Die Verbindung bleibt

4 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Was soll ich nun, mein geliebtester Bruder, dich beweinen, der du
mir so entrissen wurdest, dass du Aller Bruder würdest? Der
Verkehr mit dir ist mir nicht genommen, sondern nur geändert:
vordem waren wir leiblich unzertrennlich; jetzt sind wir
ungeteilt im Herzen, du bist immer bei mir, du wirst auch stets
bei mir bleiben. So lange du mit mir im Leben verbunden warst,
hat niemals das Vaterland dich mir entrissen; niemals hast du
selbst mir das Vaterland vorgezogen, und jetzt hast du für das
andere Vaterland die Gewähr übernommen für uns beide; denn ich
habe schon begonnen, dort kein Fremder mehr zu sein, wo mein
besserer Teil ist. Ich war ja niemals ganz in mir abgeschlossen;
vielmehr war stets der größere Teil von uns Beiden in einem
anderen; wir waren ja Beide in Christo, in dem Alles ruht, das
Ganze wie jeder Theil. So ist mir dieser Grabhügel angenehmer als
die Stätte der Geburt: denn hier ruht die Frucht der Gnade, nicht
die der Natur.

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