Gedanken am frühen Morgen - Den Blick auf sich selbst nicht verlieren

Gedanken am frühen Morgen - Den Blick auf sich selbst nicht verlieren

5 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Oft hetzt die Übernahme des Hirtenamtes das Herz in die
verschiedenartigsten Angelegenheiten hinein, und ein jeder Mensch
wird unfähig der einzelnen Sache gegenüber, wenn sein Geist in
stetem Durcheinander sich in viele Dinge teilen soll. Deshalb
warnt ein weiser Mann vorsichtig: „Mein Sohn, mische dich nicht
in viele Händel!“ Denn der Geist kann unmöglich die ganze
Aufmerksamkeit jedem einzelnen Punkte zuwenden, wenn er sich auf
so viele Dinge verteilen muss. Während er nämlich durch
irgendeine vordringliche Sorge völlig nach außen gezogen wird,
verliert er die ganze zarte Innerlichkeit; er geht völlig in
äußeren Geschäften auf; und während er nur sich allein nicht
kennt, denkt er über alles Mögliche nach, für sich selbst gar
nichts mehr übrighabend. Indem er sich mehr als notwendig in
äußere Dinge einlässt, vergisst er, gleichsam auf dem Wege
hingehalten, das eigentliche Ziel, und zwar in solchem Maße, dass
er dem Streben nach Selbsterkenntnis entfremdet wird und nicht
einmal mehr die Verluste sieht, die er erleidet, und nicht mehr
weiß, wie viele Fehler er begeht.

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