Gedanken am frühen Morgen - Aller Anfang

Gedanken am frühen Morgen - Aller Anfang

6 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

„Im Anfang“ so beginnt Moses. Eine treffliche Anordnung! Erst
betont er, was man zu leugnen pflegt; erst sollte der Mensch
erkennen, daß die Welt einen Anfang hatte, damit er die Welt
nicht für anfangslos halte. Darum hebt auch David, da er vom
Himmel und der Erde und dem Meere redete, hervor: „Alles hast du
mit Weisheit gemacht“. Er Moses sprach sonach der Welt einen
Anfang, sprach desgleichen der Schöpfung Unzulänglichkeit zu, daß
wir sie nicht für ἄναρχος [anarchos] (anfangslos), nicht für
ungeschaffen und göttlicher Wesenheit teilhaftig hielten. Und
dazu das treffliche „hat geschaffen“, womit der Annahme eines
zeitlichen Verlaufes des Schöpfungsaktes vorgebeugt werden
sollte. So doch wenigstens sollten die Menschen einsehen, wie
unvergleichlich der Schöpfer ist, der ein so gewaltiges Werk in
einem so winzig kurzen Augenblick seines Wirkens vollführte, daß
die Ausführung seiner Willenstat jedem merklichen Zeitverlauf
vorausging. Niemand sah ihn schaffen, er sah vielmehr nur das
geschaffene Werk vor sich. Wo könnte auch von einer Zeitfrist die
Rede sein, wenn man liest: „Er sprach und es ward, er befahl und
es war erschaffen“? Nicht also eines Kunst-, nicht eines
Kraftaufwandes bedurfte es für den, der im Nu mit seinem
Willensakte die majestätische Pracht eines so gewaltigen Werkes
vollendete, so daß er das Nichtseiende plötzlich so ins Dasein
setzte, daß weder die Schöpfung dem Willensakte noch der
Willensakt der Schöpfung vorausging.

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