Gedanken am frühen Morgen - Die wahre Weisheit

Gedanken am frühen Morgen - Die wahre Weisheit

6 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Es scheint aber, ihr Athener, in der Tat der Gott weise zu sein,
und mit diesem Orakel dies zu sagen, dass die menschliche
Weisheit sehr weniges nur wert ist oder gar nichts, und offenbar
nicht dies von Sokrates zu sagen, sondern nur mich zum Beispiel
erwählend sich meines Namens zu bedienen, wie wenn er sagte:
Unter euch ihr Menschen ist der der weiseste, der wie Sokrates
einsieht, dass er in der Tat nichts wert ist was die Weisheit
anbelangt. Dieses nun gehe ich auch jetzt noch umher nach des
Gottes Anweisung zu untersuchen und zu erforschen, wo ich nur
einen für weise halte von Bürgern und Fremden, und wenn er es mir
nicht zu sein scheint, so helfe ich dem Gotte und zeige ihm, dass
er nicht weise ist. Und über diesem Geschäft habe ich nicht Muße
gehabt weder in den Angelegenheiten der Stadt etwas der Rede
wertes zu leisten, noch auch in meinen häuslichen, sondern in
tausendfältiger Armut lebe ich wegen dieses dem Gotte geleisteten
Dienstes. Über dieses aber folgen mir die Jünglinge, welche die
meiste Muße haben, der reichsten Bürger Söhne also, freiwillig,
und freuen sich zu hören wie die Menschen untersucht werden, oft
auch tun sie es mir nach und versuchen selbst andere zu
untersuchen, und finden dann, glaube ich, eine große Menge
solcher Menschen, welche zwar glauben etwas zu wissen, wissen
aber wenig oder nichts. Deshalb nun zürnen die von ihnen
untersuchten mir und nicht ihnen und sagen, Sokrates ist doch ein
ganz ruchloser Mensch und verderbt die Jünglinge.

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