Gedanken am frühen Morgen - Das bleibende Wort

Gedanken am frühen Morgen - Das bleibende Wort

6 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Nun aber wird das Wort des Menschen mit dem nämlichen Ausdruck
bezeichnet; wer sich nun entschließt, sich das Wort Gottes
ähnlich vorzustellen wie das unsere, kann auf diese Weise zur
richtigen Auffassung des Höheren geführt werden. Nur muß er
beachten, daß das Wort Gottes, wie alles andere an Gott, seiner
Natur entspreche. Denn man sieht an der menschlichen Natur auch
Kraft, Weisheit und Leben; aber niemand wird sich durch die
Gleichheit der Worte zur Annahme verleiten lassen, die Kraft oder
die Weisheit oder das Leben Gottes wären ganz gleicher Art;
sondern die Bedeutung solcher Begriffe erniedrigt sich in
Beziehung auf uns nach dem Maße unserer Natur: weil vergänglich
und schwach unsere Natur, darum ist kurz unser Leben, vergänglich
unsere Kraft, flüchtig unser Wort. Dagegen die Bedeutung aller
Aussagen, die wir von Gott machen, steigt hoch empor, gemäß der
Erhabenheit dessen, auf den sie sich beziehen. Darum darf man,
wenn man vom Worte Gottes spricht, keineswegs meinen, dasselbe
habe nur in der Anstrengung des Sprechenden seinen Bestand und
trete, wie unser menschliches Wort, alsbald wieder in das
Nichtsein zurück; sondern wie unsere Natur, weil hinfällig, auch
ein hinfälliges Wort hat, so hat die unvergängliche und immer
bestehende Natur auch ein ewiges und festbleibendes Wort.

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