Gedanken am frühen Morgen - Ruhe der Seele II

Gedanken am frühen Morgen - Ruhe der Seele II

5 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Ruhe ist daher für die Seele Anfang der Reinigung: nicht redet
die Zunge von menschlichen Dingen, nicht sieht sich das Auge um
nach gefälligen Körperfarben und -formen, nicht lähmt das Ohr die
Spannkraft der Seele im Aufhorchen auf Lieder, die auf die Lust
gestimmt sind, oder auf Gespräche von oberflächlichen Menschen
und Witzbolden. Gerade das letztere ist dazu angetan, der Seele
die Spannkraft zu nehmen. Denn ein Geist, der nicht nach außen
hin sich zerstreut, der nicht durch die Sinnesorgane in die Welt
sich ergießt, kehrt in sich selbst zurück und erhebt sich von
selbst zum Gedanken an Gott. Im Lichte dieser Schönheit kommt er
bis zum Vergessen seiner Natur: er läßt sich nicht niederziehen
von den Sorgen um Nahrung und Kleidung, sondern frei von
irdischen Sorgen stellt er sein ganzes Streben ein auf den Besitz
der ewigen Güter; er sucht Mittel und Wege, Mäßigung und
Starkmut, Gerechtigkeit und Klugheit sich anzueignen und die
übrigen Tugenden, die als Unterabteilungen dieser Klasse dem
Eifrigen es ermöglichen, in allweg den Forderungen des Lebens
entsprechend nachzukommen.

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