Gedanken am frühen Morgen - Das Ziel vor Augen
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vor 1 Jahr
Alle Künste und Wissenschaften, sagte Abt Moyses, haben einen
σκοπός, das ist eine Bestimmung, und ein τέλος, das ist ein
eigenes Ziel; darauf hinblickend erträgt Jeder, der eine Kunst
eifrig anstrebt, gleichmüthig und gerne alle Mühen und Gefahren
und allen Aufwand. Denn auch der Landmann scheut weder die
sengenden Strahlen der Sonne noch Reif und Eis und durchfurcht
unermüdlich die Erde und zwingt die unbewältigten Schollen wieder
und wieder unter die Pflugschar, indem er seine Absicht festhält,
die von allen Dornen gereinigte und allem Unkraut befreite Erde
durch diese Bearbeitung wie zerreiblichen Sand zu verkleinern. Er
glaubt sicher, daß er nur durch seine Mühe und seinen Schweiß den
Endzweck erreichen könne, nemlich die Ernte reicher Früchte und
voller Ähren, wodurch er fürderhin sorglos zu leben oder sein
Vermögen zu vermehren im Stande sei. Ebenso nimmt er, wenn die
Scheune von Früchten voll ist, gerne davon und vertraut sie den
lockern Furchen an mit eiliger Mühe, ohne Betrübniß über die
gegenwärtige Verminderung wegen der Aussicht auf zukünftige
Ernte. Auch Die, welche Handel treiben, fürchten nicht die
unsichern Zufälle der Meerfahrt und scheuen keine Gefahr, da sie
die Hoffnung auf Lohn und der Endzweck des Erwerbes reizt. Ferner
Jene, welche von weltlichem militärischem Ehrgeiz brennen, haben
kein Gefühl für die todbringenden Gefahren der Märsche, da sie
auf den Endzweck der Ehre und Macht schauen, und sie werden nicht
gebeugt durch die gegenwärtigen Mühen und Kämpfe, da sie das
vorgesteckte Ziel hoher Würden zu erreichen streben. Es hat also
auch unser Stand eine eigene Bestimmung und seinen Endzweck, in
Rücksicht auf welchen wir alle Anstrengungen nicht nur unermüdet,
sondern auch gerne aufwenden, so daß uns der Hunger des Fastens
nicht ermattet, die Müdigkeit des Nachtwachens uns ergötzt, die
beständige Lesung und Betrachtung der hl. Schriften uns nicht
sättigt, auch die unaufhörliche Arbeit, die Blöße und der Mangel
an Allem, ja selbst diese schaurige, ödeste Wüsteneinsamkeit uns
nicht abschreckt.
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