Gedanken am frühen Morgen - Dankbarkeit lässt leben

Gedanken am frühen Morgen - Dankbarkeit lässt leben

5 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Gebet ist die Bitte um eine Gabe, die der Gläubige an Gott
richtet. Diese Bitte äußert sich aber durchaus nicht bloß in
Worten. Wir nehmen ja nicht an, daß Gott mit Worten (an etwas)
erinnert werden muß, daß er vielmehr, auch ohne daß wir bitten,
weiß, was uns frommt. Was wollen wir damit sagen? Daß unser Gebet
nicht in Silben aufgehen darf, sondern daß die Kraft des Gebetes
mehr in der Gesinnung der Seele und in tugendhaften Handlungen,
die auf das ganze Leben sich erstrecken, ruht. „Denn mögt ihr
essen“, sagt Paulus, „oder trinken oder etwas anderes tun, tut
alles zur Ehre Gottes!“ Setzest du dich zu Tisch, so bete! Nimmst
du Brot, so dank’ dem Geber! Stärkst du den schwachen Leib mit
Wein, so denk’ an den, der dir die Gabe zur Freude deines Herzens
und zur Behebung deiner Schwächen reicht! Ist die Einnahme der
Mahlzeit vorüber, so soll damit die Erinnerung an den Wohltäter
nicht vorübergehen. Ziehst du das Kleid an, so dank’ dem, der es
dir gegeben! Wirfst du den Mantel um, so wachse in der Liebe zu
Gott, der uns für Winter und Sommer mit passenden Kleidern
versehen hat, mit Kleidern, die unser Leben schützen und unsere
Scham decken. Ist der Tag vorüber, so danke dem, der uns die
Sonne für das Tagewerk gegeben und das Feuer zur Erhellung der
Nacht und zur Befriedigung der übrigen Lebensbedürfnisse
verliehen hat! Die Nacht biete weitere Anlässe zum Gebet! Schaust
du zum Himmel empor und betrachtest die Schönheit der Sterne, so
bete zum Herrn der sichtbaren Welten, bete an den großen Meister
des Weltalls, der alles in Weisheit gemacht hat! Siehst du die
ganze lebende Kreatur in Schlaf versenkt, so bete wieder den an,
der auch wider unseren Willen durch den Schlaf unsere Arbeiten
unterbricht und durch kurze Ruhe uns wieder zur vollen Kraft
kommen läßt.

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