(23) Johann Wolfgang von Goethe »Osterspaziergang«

(23) Johann Wolfgang von Goethe »Osterspaziergang«

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Beschreibung

vor 17 Jahren
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche Durch des Frühlings holden,
belebenden Blick; Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter,
in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück. Von dorther
sendet er, fliehend, nur Ohnmächtige Schauer körnigen Eises In
Streifen über die grünende Flur; Aber die Sonne duldet kein Weißes:
Überall regt sich Bildung und Streben, Alles will sie mit Farben
beleben; Doch an Blumen fehlt's im Revier, Sie nimmt geputzte
Menschen dafür. Kehre dich um, von diesen Höhen Nach der Stadt
zurückzusehen. Aus dem hohlen finstern Tor Dringt ein buntes
Gewimmel hervor. Jeder sonnt sich heute so gern. Sie feiern die
Auferstehung des Herrn, Denn sie sind selber auferstanden, Aus
niedriger Häuser dumpfen Gemächern, Aus Handwerks- und
Gewerbesbanden, Aus dem Druck von Giebeln und Dächern, Aus der
Straßen quetschender Enge, Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht Sind
sie alle ans Licht gebracht. Sieh nur, sieh! wie behend sich die
Menge Durch die Gärten und Felder zerschlägt, Wie der Fluß, in
Breit' und Länge, So manchen lustigen Nachen bewegt, Und bis zum
Sinken überladen Entfernt sich dieser letzte Kahn. Selbst von des
Berges fernen Pfaden Blinken uns farbige Kleider an. Ich höre schon
des Dorfs Getümmel, Hier ist des Volkes wahrer Himmel, Zufrieden
jauchzet groß und klein; Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein.
Klavier: Ulrike Theusner mit „Original WeimarerKutschenAtmo“

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