(9) Johann Wolfgang Goethe »Der Zauberlehrling«

(9) Johann Wolfgang Goethe »Der Zauberlehrling«

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Beschreibung

vor 18 Jahren
Hat der alte Hexenmeister Sich doch einmal wegbegeben! Und nun
sollen seine Geister Auch nach meinem Willen leben. Seine Wort und
Werke Merkt ich und den Brauch, Und mit Geistesstärke Tu ich Wunder
auch. Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser fließe
Und mit reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße. Und nun
komm, du alter Besen! Nimm die schlechten Lumpenhüllen! Bist schon
lange Knecht gewesen: Nun erfülle meinen Willen! Auf zwei Beinen
stehe, Oben sei ein Kopf, Eile nun und gehe Mit dem Wassertopf!
Walle! walle Manche Strecke, Daß, zum Zwecke, Wasser fließe Und mit
reichem, vollem Schwalle Zu dem Bade sich ergieße. Seht, er läuft
zum Ufer nieder! Wahrlich! ist schon an dem Flusse, Und mit
Blitzesschnelle wieder Ist er hier mit raschem Gusse. Schon zum
zweiten Male! Wie das Becken schwillt! Wie sich jede Schale Voll
mit Wasser füllt! Stehe! stehe! Denn wir haben Deiner Gaben
Vollgemessen! Ach, ich merk es! Wehe! wehe! Hab ich doch das Wort
vergessen! Ach, das Wort, worauf am Ende Er das wird, was er
gewesen! Ach, er läuft und bringt behende! Wärst du doch der alte
Besen! Immer neue Güsse Bringt er schnell herein, Ach, und hundert
Flüsse Stürzen auf mich ein! Nein, nicht länger Kann ichs lassen:
Will ihn fassen! Das ist Tücke! Ach, nun wird mir immer bänger!
Welche Miene! welche Blicke! O, du Ausgeburt der Hölle! Soll das
ganze Haus ersaufen? Seh ich über jede Schwelle Doch schon
Wasserströme laufen. Ein verruchter Besen, Der nicht hören will!
Stock, der du gewesen, Steh doch wieder still! Willst am Ende Gar
nicht lassen? Will dich fassen, Will dich halten Und das alte Holz
behende Mit dem scharfen Beile spalten! Seht, da kommt er
schleppend wieder! Wie ich mich nur auf dich werfe, Gleich, o
Kobold, liegst du nieder; Krachend trifft die glatte Schärfe.
Wahrlich! brav getroffen! Seht, er ist entzwei! Und nun kann ich
hoffen, Und ich atme frei! Wehe! wehe! Beide Teile Stehn in Eile
Schon als Knechte Völlig fertig in die Höhe! Helft mir, ach! ihr
hohen Mächte! Und sie laufen! Naß und nässer Wirds im Saal und auf
den Stufen: Welch entsetzliches Gewässer! Herr und Meister, hör
mich rufen! – Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß!
Die ich rief, die Geister, Werd ich nun nicht los. „In die Ecke,
Besen! Besen! Seids gewesen! Denn als Geister Ruft euch nur, zu
seinem Zwecke, Erst hervor der alte Meister.“

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