(3) Friedrich Schiller »Der Handschuh«
3 Minuten
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Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki
Beschreibung
vor 18 Jahren
Vor seinem Löwengarten, Das Kampfspiel zu erwarten, Saß König
Franz, Und um ihn die Großen der Krone, Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz. Und wie er winkt mit dem Finger, Auf
tut sich der weite Zwinger, Und hinein mit bedächtigem Schritt Ein
Löwe tritt, Und sieht sich stumm Rings um, Mit langem Gähnen, Und
schüttelt die Mähnen, Und streckt die Glieder, Und legt sich
nieder. Und der König winkt wieder, Da öffnet sich behänd Ein
zweites Tor, Daraus rennt Mit wildem Sprunge Ein Tiger hervor, Wie
der den Löwen erschaut, Brüllt er laut, Schlägt mit dem Schweif
Einen furchtbaren Reif, Und recket die Zunge, Und im Kreise scheu
Umgeht er den Leu Grimmig schnurrend; Drauf streckt er sich murrend
Zur Seite nieder. Und der König winkt wieder, Da speit das doppelt
geöffnete Haus Zwei Leoparden auf einmal aus, Die stürzen mit
mutiger Kampfbegier Auf das Tigertier, Das packt sie mit seinen
grimmigen Tatzen, Und der Leu mit Gebrüll Richtet sich auf, da
wird’s still, Und herum im Kreis, Von Mordsucht heiß, Lagern die
gräulichen Katzen. Da fällt von des Altans Rand Ein Handschuh von
schöner Hand Zwischen den Tiger und den Leun Mitten hinein. Und zu
Ritter Delorges spottenderweis Wendet sich Fräulein Kunigund: »Herr
Ritter, ist Eure Lieb so heiß, Wie Ihr mir’s schwört zu jeder
Stund, Ei, so hebt mir den Handschuh auf.« Und der Ritter in
schnellem Lauf Steigt hinab in den furchtbarn Zwinger Mit festem
Schritte, Und aus der Ungeheuer Mitte Nimmt er den Handschuh mit
keckem Finger. Und mit Erstaunen und mit Grauen Sehen’s die Ritter
und Edelfrauen, Und gelassen bringt er den Handschuh zurück. Da
schallt ihm sein Lob aus jedem Munde, Aber mit zärtlichem
Liebesblick – Er verheißt ihm sein nahes Glück – Empfängt ihn
Fräulein Kunigunde. Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:
»Den Dank, Dame, begehr ich nicht«, Und verlässt sie zur selben
Stunde. Leni Lauritsch und Markus Kircher haben aus der hier
gesprochenen Tonaufnahme einen herrlichen Pantomime-Film gemacht.
www.filmmechaniker.com
Franz, Und um ihn die Großen der Krone, Und rings auf hohem Balkone
Die Damen in schönem Kranz. Und wie er winkt mit dem Finger, Auf
tut sich der weite Zwinger, Und hinein mit bedächtigem Schritt Ein
Löwe tritt, Und sieht sich stumm Rings um, Mit langem Gähnen, Und
schüttelt die Mähnen, Und streckt die Glieder, Und legt sich
nieder. Und der König winkt wieder, Da öffnet sich behänd Ein
zweites Tor, Daraus rennt Mit wildem Sprunge Ein Tiger hervor, Wie
der den Löwen erschaut, Brüllt er laut, Schlägt mit dem Schweif
Einen furchtbaren Reif, Und recket die Zunge, Und im Kreise scheu
Umgeht er den Leu Grimmig schnurrend; Drauf streckt er sich murrend
Zur Seite nieder. Und der König winkt wieder, Da speit das doppelt
geöffnete Haus Zwei Leoparden auf einmal aus, Die stürzen mit
mutiger Kampfbegier Auf das Tigertier, Das packt sie mit seinen
grimmigen Tatzen, Und der Leu mit Gebrüll Richtet sich auf, da
wird’s still, Und herum im Kreis, Von Mordsucht heiß, Lagern die
gräulichen Katzen. Da fällt von des Altans Rand Ein Handschuh von
schöner Hand Zwischen den Tiger und den Leun Mitten hinein. Und zu
Ritter Delorges spottenderweis Wendet sich Fräulein Kunigund: »Herr
Ritter, ist Eure Lieb so heiß, Wie Ihr mir’s schwört zu jeder
Stund, Ei, so hebt mir den Handschuh auf.« Und der Ritter in
schnellem Lauf Steigt hinab in den furchtbarn Zwinger Mit festem
Schritte, Und aus der Ungeheuer Mitte Nimmt er den Handschuh mit
keckem Finger. Und mit Erstaunen und mit Grauen Sehen’s die Ritter
und Edelfrauen, Und gelassen bringt er den Handschuh zurück. Da
schallt ihm sein Lob aus jedem Munde, Aber mit zärtlichem
Liebesblick – Er verheißt ihm sein nahes Glück – Empfängt ihn
Fräulein Kunigunde. Und er wirft ihr den Handschuh ins Gesicht:
»Den Dank, Dame, begehr ich nicht«, Und verlässt sie zur selben
Stunde. Leni Lauritsch und Markus Kircher haben aus der hier
gesprochenen Tonaufnahme einen herrlichen Pantomime-Film gemacht.
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