71 Barbara Teiber im ZEITGESPRÄCH mit Gerhard Schmid
In dieser Episode: Rolle von Gewerkschaften in Europa, faire
Kollektivverträge, gerechtere Besteuerung von Konzernen,
Arbeitszeitverkürzung, ökologische Herausforderungen. Für
Fortschritt und Gerechtigkeit. Danke!
37 Minuten
Podcast
Podcaster
Interviews mit INTERESSANTEN PERSÖNLICHKEITEN aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion, Sport und Kultur
Beschreibung
vor 1 Jahr
Gespräche auf Augenhöhe, auf Höhe der Zeit: Die
„ZEITGESPRÄCHE“ sind ein eindrückliches Zeugnis von Anstand und
Respekt.
Zeit für Gespräche – Zeit für Antworten. Gerhard Schmid liefert
mit seinen „ZEITGESPRÄCHEN“ beides. Und das zur richtigen Zeit.
Denn mit dieser Reihe gelingt, was in der Eile des Alltags oft
leider zu kurz kommt: Erfahrung und Persönlichkeit
zusammenbringen. Das Gespräch suchen und finden. Zuhören,
Menschen und ihre Geschichten und Erfahrungen wirken
lassen.
In dieser Episode sprechen wir über die Rolle von Gewerkschaften
und Gewerkschaftern in Europa. Es ist beunruhigend zu hören, dass
Gewerkschafter in einigen Ländern verfolgt und ins Gefängnis
gebracht werden, wenn sie das Falsche sagen. In Österreich haben
Gewerkschaften jedoch in 98% aller Berufsfelder die
Kollektivvertragshoheit, was ein Ergebnis der langjährigen
Sozialpartnerschaft ist. Dies wird von vielen Kollegen aus
anderen Ländern beneidet.
Die Kollektivverträge in Österreich haben konkrete Auswirkungen
auf die Beschäftigten, wie die Erhöhung von Mindestlöhnen und
Gehältern, sowie Regelungen zur Arbeitszeit. Österreich hat auch
ein gutes staatliches Pensionssystem, das Massenaltersarmut
vermeidet. All diese Leistungen werden aus den Lohnnebenkosten
finanziert, während große internationale Unternehmen wie
Starbucks kaum Unternehmenssteuern zahlen und damit nur einen
kleinen Beitrag zu unserem Sozialstaat leisten.
Wir sind der Meinung, dass die Schlupflöcher internationaler
Konzerne auf europäischer Ebene repariert werden müssen, da
einzelne Länder oft keine Mehrheiten für wichtige Dinge wie
Steuergerechtigkeit erreichen können. Es ist wichtig, dass die
Interessen der Menschen im Fokus stehen und dass es ein
Gleichgewicht zwischen Unternehmern, Lobbyisten und
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gibt. Positive Entwicklungen
wie die Mindestlohnrichtlinie sind zwar zu verzeichnen, aber es
braucht noch mehr politische Tendenz, um die Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer in den Mittelpunkt zu stellen. Momentan freuen
wir uns über den großen Zustrom von Mitgliedern bei der GPA. Dies
zeigt, dass die Arbeit, die wir leisten, geschätzt wird und dass
unsere Stärke, insbesondere bei Verhandlungen mit Arbeitgebern,
wächst.
Es ist unsere Priorität, die Kaufkraft der Arbeitnehmerinnen und
Arbeitnehmer bei den Metall-Kollektivvertragsverhandlungen zu
erhalten. Wir haben verschiedene Vorschläge zur Dämpfung der
Inflation gemacht, aber die Regierung hat versagt und nicht genug
getan. Wir sehen auch, dass Unternehmen sich nicht
verantwortungsvoll verhalten, wie bei der Schließung von Filialen
und dem Verlust von Arbeitsplätzen. Deshalb unterstützen wir eine
stärkere Besteuerung von denen, die große Gewinne erzielen. Es
freut uns, dass immer mehr Politiker unsere Forderungen
unterstützen und dass eine breite Mehrheit in der Bevölkerung für
eine Millionärsteuer ist. Diese soll einen hohen Freibetrag von
einer Million Euro und niedrige Steuersätze danach umfassen und
nur einen kleinen Prozentsatz der reichsten Österreicher
betreffen. Neben der Arbeitszeitverkürzung, bei der wir bereits
in einigen Branchen Erfolge erzielt haben, ist auch eine sechste
Urlaubswoche wichtig, um den sich verändernden Arbeitsumständen
gerecht zu werden.
Wir wollen sicherstellen, dass Arbeitnehmer in den
Transformationsprozess im Zusammenhang mit dem Klimawandel und
ökologischen Herausforderungen einbezogen werden. Bildung und
Weiterbildung spielen dabei eine entscheidende Rolle. Die
Gewerkschaftsbewegung ist wichtig, um Manipulationen und
Missbrauch zu vermeiden und um Fortschritt im Sinne vieler
Menschen zu gestalten. Unsere Zukunft kann positiv sein,
erfordert jedoch die Anstrengungen von uns allen. Als Wienerin
habe auch ich meine Leidenschaften und brauche einen
Ausgleich.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die „ZEITGESPRÄCHE“ sind geprägt von Anstand und Respekt.
Vor Menschen, Werten und dem demokratischen Miteinander. Sie
verbinden spannende Einblicke mit klugen Gedanken und
vergnüglichen Momenten im Leben wunderbarer
Persönlichkeiten.
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