46 Katharina Mader Wirtschaftsforscherin und Ökonomin der AK Wien zu Gast bei ZEITGESPRÄCHE mit Gerhard Schmid
Auswirkungen von Covid-19 auf Frauen, wirtschaftliche
Herausforderungen, Ukraine-Konflikt, Unterstützung energiearmer
Haushalte, Frauen in Entscheidungsprozessen, Investitionen in
Bildung und Chancengleichheit, Vermögensteuer und Energiewende
empfohlen.
30 Minuten
Podcast
Podcaster
Interviews mit INTERESSANTEN PERSÖNLICHKEITEN aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Religion, Sport und Kultur
Beschreibung
vor 2 Jahren
Gespräche auf Augenhöhe, auf Höhe der Zeit: Die
„ZEITGESPRÄCHE“ sind ein eindrückliches Zeugnis von Anstand und
Respekt.
Zeit für Gespräche – Zeit für Antworten. Gerhard Schmid liefert
mit seinen „ZEITGESPRÄCHEN“ beides. Und das zur richtigen Zeit.
Denn mit dieser Reihe gelingt, was in der Eile des Alltags oft
leider zu kurz kommt: Erfahrung und Persönlichkeit
zusammenbringen. Das Gespräch suchen und finden. Zuhören,
Menschen und ihre Geschichten und Erfahrungen wirken
lassen.
In der heutigen Episode sprechen wir über die Auswirkungen der
Corona-Krise auf Frauen und die wirtschaftlichen
Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind. Die sozialen
Ungleichheiten und Geschlechterverhältnisse sind durch die
Pandemie noch deutlicher geworden. Besonders die mangelnde
flächendeckende Kinderbetreuung hat sich als großes Problem
herausgestellt. Im Gegensatz zu früheren wirtschaftlichen Krisen
waren diesmal vor allem Frauen betroffen, insbesondere im
Dienstleistungssektor und im Homeoffice. Viele Frauen mussten
erkennen, dass die unbezahlte Arbeit zu Hause, wie
Kinderbetreuung und Haushaltsarbeit, immer noch hauptsächlich von
ihnen erledigt wird. Dies war ein Weckruf für viele Frauen, die
gedacht hatten, dass sie in der Arbeitswelt gleichberechtigt
sind. Es stellt sich die Frage, ob Arbeitgeber die Bedeutung des
Homeoffice als neues Arbeitsmodell erkannt haben. Des Weiteren
diskutieren wir die internationale Situation in Bezug auf die
Corona-Krise und insbesondere den Ukraine-Konflikt. Es gibt viele
interessante wirtschaftliche Fragen, wie die Sanktionen der
Europäischen Union und anderer westlicher Staaten sowie die
Sanktionen Russlands. Die Energiefrage ist ein tägliches Thema,
das uns intensiv beschäftigt. Die Entwicklung der Situation
bleibt abzuwarten. Ein weiterer wichtiger Punkt, den wir nicht
vergessen sollten, ist die Unterstützung energiearmer Haushalte,
insbesondere von Frauen. Ältere Frauen, Mindestpensionistinnen
und Alleinerzieherinnen fallen oft in diese Kategorie. Es ist
wichtig, dass der Sozialstaat unterstützt und Chancengleichheit
gewährleistet, um Armut zu verhindern. Angesichts der
dramatischen Inflation, insbesondere bei den Energiepreisen,
müssen wir Menschen mit geringem Einkommen schützen. Wir müssen
sicherstellen, dass diese Haushalte nicht diejenigen sind, von
denen nach Unterstützung das erste gespart wird. Eine mögliche
Lösung könnte eine stärkere Integration der Geldpolitik in den
politischen Mix sein, anstatt sie komplett auszuschließen.
Gewerkschaften versuchen bereits, durch Lohnpolitik einen
Ausgleich zu schaffen. Auch die Inflation führt zur Entwertung
von traditionellen Sparformen. Es ist wichtig, dass die Lösung
nicht darin besteht, dass alle ihr Geld am Finanzmarkt
investieren müssen. Ein weiteres Thema ist die EU und die
Energiewende. Wir sollten uns auf die Energiewende konzentrieren
und die Chance für Veränderung nutzen, die uns durch die Krise
aufgezwungen wurde. Das Spannende in der EU ist der
Just-Transition-Prozess, bei dem es um eine gerechte
Transformation geht. Dabei wird jedoch oft die
Geschlechterperspektive vergessen. Studien zeigen, dass Frauen
besonders vom Klimawandel betroffen sind, zum Beispiel im Bereich
der Wasserversorgung. Auch in reichen Ländern sind
einkommensschwache Haushalte stärker betroffen. Diese Menschen
werden jedoch häufig nicht in Entscheidungsprozesse einbezogen.
Es ist wichtig, dass in diesen Positionen möglichst viele
unterschiedliche Menschen vertreten sind, um verschiedene
Lebensrealitäten einzubringen. Migration sollte genutzt werden,
um Kreativität und Vielfalt zu fördern. Investitionen in das
Bildungssystem sind unerlässlich, um Chancengleichheit zu
gewährleisten. Quoten sollten eingeführt werden, um verschiedene
Menschen in Entscheidungspositionen zu bringen. Es ist
selbstverständlich, dass Frauen nicht übersehen werden sollten.
Bei der Bewältigung von Migration in Europa ist es wichtig, die
verschiedenen Bewegungen nicht gegeneinander auszuspielen. Es
sollte keine Kluft zwischen denjenigen geben, die 2015 gekommen
sind und denjenigen, die jetzt aus der Ukraine flüchten. Es ist
wichtig, dass alle als Flüchtlinge betrachtet werden und die
nötige Unterstützung erhalten, insbesondere Frauen mit Kindern.
Fragen der Kinderbetreuung, Bildung und Wohnen müssen
berücksichtigt werden. Bei der Integration von Frauen aus der
Ukraine in den Arbeitsmarkt muss darauf geachtet werden, dass sie
entsprechend ihrer Qualifikationen eingesetzt werden. Es sollte
vermieden werden, sie aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse in
unterqualifizierte Arbeitsbereiche zu drängen. Es ist wichtig, in
Infrastruktur, Bildung, Gesundheit und Betreuung zu investieren
und diese Investitionen mit einem New Green Deal zu verbinden. In
Europa ist es ein großes Thema, dass selbst Menschen in
Beschäftigung von Armut betroffen sind. Vor allem Frauen und
junge Menschen leiden unter prekären Arbeitsverhältnissen. Ein
wichtiges Anliegen ist es, in den Sozialstaat zu investieren und
Vermögen zu besteuern, vor allem angesichts der steigenden
Gewinne von Online-Konzernen während der Pandemie. Es ist
wichtig, Arbeit und ihre Bewertung infrage zu stellen und
Interessensvertretungen stark zu halten. Ich bedanke mich
abschließend für das Gespräch und wünsche Ihnen alles Gute für
die Zukunft.
Die „ZEITGESPRÄCHE“ sind geprägt von Anstand und Respekt.
Vor Menschen, Werten und dem demokratischen Miteinander. Sie
verbinden spannende Einblicke mit klugen Gedanken und
vergnüglichen Momenten im Leben wunderbarer
Persönlichkeiten.
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