Karte der Woche | Sexarbeit in Europa - Verboten oder legal?

Karte der Woche | Sexarbeit in Europa - Verboten oder legal?

In Europa gibt es kein einheitliches Prostitutionsgesetz. Während in Deutschland Sexarbeit erlaubt ist, drohen in anderen europäischen Ländern Strafen. Dabei unterscheidet sich, ob Prostituierte od…
6 Minuten

Beschreibung

vor 6 Jahren
In Europa gibt es kein einheitliches Prostitutionsgesetz. Während
in Deutschland Sexarbeit erlaubt ist, drohen in anderen
europäischen Ländern Strafen. Dabei unterscheidet sich, ob
Prostituierte oder Freier sich strafbar machen.

Rechtlich Situation in Europa


In Deutschland ist Prostitution legal. Allerdings sind
Prostituierte durch das 2017 in Kraft getretene
Prostituiertenschutzgesetz zu Gesundheitsberatungen und einer
behördlichen Anmeldung verpflichtet. Die Europäische Union
wiederum empfiehlt ihren Mitgliedstaaten die Übernahme des
schwedischen Modells. In Schweden ist Prostitution seit 1998
verboten, jedoch machen sich beim Sexkauf nur die Freier
strafbar. Mittlerweile gibt es diese Regelung auch in Norwegen,
Irland und Frankreich.


„Die grundlegende Idee in Deutschland ist es gerade nicht, die
Prostitution zu verbieten oder zurückzudrängen. Weil man davon
ausgeht, dass es sich nicht einfach per Gesetz abschaffen lässt.“
– Sebastian Haupt, Autor beim Katapult-Magazin


Zwang oder Freiheit


Entgegen der Auffassung, dass Prostitution aus Zwang und
Unterdrückung resultiert, betonen Sexarbeiterinnen und
Sexarbeiter immer wieder, der Arbeit gern und freiwillig
nachzugehen. Dementsprechend kritisieren Berufsverbände und
Beratungsstellen Verbote und staatliche Regulierungen. Diese
würden Prostitution nicht verhindern, lediglich würde Sexarbeit
vom öffentlichen Markt in den unkontrollierbaren Bereich
verdrängt werden. So wurde auch an der deutschen
Registrierungspflicht für Prostituierte kritisiert, dass in
Gewaltsituationen nicht-registrierte Prostituierte keine
polizeiliche Hilfe in Anspruch nehmen könnten, da ihnen eine
Strafverfolgung aufgrund illegaler Sexarbeit drohe.


Menschenhandel und Zwangsprostitution


Verboten wird Sexarbeit in der Hoffnung, Zwangsprostitution und
Menschenhandel zurückzudrängen. Zwar ist eine deutsche Studie von
2013 zu dem Schluss gekommen, dass ein Zusammenhang zwischen
Menschenhandel und legaler Prostitution bestehe, dieser
Zusammenhang sei allerdings von länderspezifischen Faktoren
abhängig. In Deutschland wurde 2001 die Sittenwidrigkeit von
Prostitution aufgehoben. Gleichzeitig ging die Zahl der Opfer von
Menschenhandel in den letzten 20 Jahren zurück.


„Es wird ja ganz oft kolportiert, dass Deutschland der Hort des
Menschenhandels geworden sei, seitdem im Jahr 2001 von der
rot-grünen Regierung Prostitution oder Sexarbeit liberalisiert
worden ist. Nach den Zahlen, die uns vorliegen, kann man das so
nicht sagen.“ – Sebastian Haupt


Über die unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen und den
Zusammenhang von Prostitution und Menschenhandel hat
detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber mit Sebastian Haupt vom
Katapult-Magazin gesprochen.
>> Artikel zum Nachlesen:
https://detektor.fm/wissen/karte-der-woche-sexarbeit-europa

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