#196 Sebastian Lakner: Kein Podcast über wütende Bauern auf monströsen Traktoren
53 Minuten
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Beschreibung
vor 8 Monaten
Dies ist keine Folge über wilde Landwirte auf riesigen
Traktoren. Oder doch? Sebastian Lakner ist Professor an
der Uni Rostock und lehrt Agrarökonomie. Er betont: Die
Landwirtschaft befindet sich mitten in größten Veränderungen.
Dass es dabei zu Ärger, Angst und sonstigen Emotionen kommt, ist
kein Wunder.
Michael und Sebastian diskutieren die Zukunft der
Landwirtschaft. Sebastian zeigt auf, wie gerade die
technologische Entwicklung die Strukturen der Landwirtschaft
prägt und weiter prägen wird. Immer mehr Technologie, autonome
Hackroboter, Satelliten-gestützte Düngung steigern die Erträge,
minimieren teils dazu noch den Einsatz von Wasser, Dünger und
Gift - und überfordern die kleineren Betriebe Schritt für
Schritt. Ist es schlimm, wenn die Kleinen weichen und die Großen
wachsen? Für den einzelnen Kleinen natürlich. Wenn sich nach
Jahrzehnten harter Arbeit kein Nachfolger findet, der den Hof
übernimmt, sitzt der Frust tief. Aber insgesamt? Sebastian lässt
keinen Zweifel daran: Die gängige romantische Vorstellung, wonach
kleine Höfe in Handarbeit Lebensmittel in viel höherer Qualität
produzieren als die Großbetriebe der Agrarindustrie, ist genau
das: Romantik. Einen Zusammenhang zwischen Größe der Höfe und
Qualität der Lebensmittel gibt es nicht. Auch nicht zum Tierwohl.
Und wenn, dann tun sich eher die Großen leichter, gute
Lebensmittel zu verträglichen Bedingungen zu produzieren.
Der zweite große Veränderungstreiber ist der Wandel der
Umweltbedingungen. Klima, Artenvielfalt - Landwirte sind
hier Treiber wie Opfer der Entwicklung. Die Palette reicht von
neuen Insekten bis hin zum Bedarf an neuen Zuchtpflanzen. Eine
Schwierigkeit dabei: Dieser Wandel geht nicht nur tief, er ist
dazu noch schnell. Mit herkömmlichen Zuchtverfahren werden wir
kaum rechtzeitig Pflanzen haben, die mit den veränderten
klimatischen Bedingungen zurecht kommen. Deshalb kommen wir kaum
um den verantwortungsvollen Einsatz von grüner Gentechnik herum.
Die ist letztlich genau das: Gezielte Zucht auf Speed. Michael
und Sebastian beschreiben beide, wie sie aus einer ablehnenden
Haltung gegenüber Gentechnik zu der Erkenntnis gekommen sind,
dass ihr Einsatz im Grunde unabweisbar ist. Und gar nicht
problematisch, den verantwortungsvollen Einsatz vorausgesetzt.
Ja, ihr internationalen Konzerne, looking at you!
Der Landwirt der Zukunft sollte in der Lage sein, einen
Teil seiner Einkünfte mit Naturschutz zu erzielen.
Müssen wir alle Flächen intensiv bewirtschaften? Nein. Nur dann
sollte sich jemand kümmern, so wie ein Förster im Wald. Warum
knüpfen wir die Subventionen der Landwirtschaft nicht daran? Der
Bauer als Förster der Ökosysteme in der Fläche. Das ist doch mal
ein Zukunftsbild.
Zu Gast: Prof. Dr. Sebastian Lakner, Professor
für Agrarökonomie an der Universität Rostock
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