#174 Andrea Vetter - Degrowth: Was kommt nach dem Wachstum?
49 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Müssen wir eigentlich vor einem ausbleibenden Wachstum
Angst haben? Einer Rezession, also dem Rückgang des
Bruttoinlandsprodukt BIP? Der Chor der medialen Lautsprecher
scheint stets einsatzbereit. Der Wirtschaft geht es schlecht, das
Wachstum lahmt - das scheint der schlimmste aller möglichen
Zustände zu sein. Andrea entgegnet: Ganz im Gegenteil, wenn wir
vor etwas Angst haben müssen, dann vor immer mehr Wachstum.
Andrea Vetter befasst sich schon seit zehn Jahren mit dem Thema
Postwachstum. Sie sagt: Wenn wir alles immer weiter wachsen
lassen, fahren wir alles an die Wand.
Natürlich: Unter heutigen Bedingungen führt eine
Rezession dazu, dass es insbesondere diejenigen schwer haben, die
ohnehin kämpfen müssen. Das alleine, so Andrea, taugt aber nicht
als Argument, weiter am Zielbild Wachstum festzuhalten. Wachstum
ist trügerisch. Eine Gesellschaft, die sich vorrangig auf die
Steigerung des BIP konzentriert, gibt sich quasi ständig selbst
das Versprechen: “Morgen wird es uns besser gehen. Klage nicht,
arbeite!“. Morgen nicht eingelöst? Na, dann müssen wir uns
vielleicht mehr anstrengen, dann übermorgen...
Spannend: Das BIP war ursprünglich ein Maß für
die Kriegswirtschaft, später für die Bemessung der
Mitgliedsbeiträge der Vereinten Nationen. Als Maßstab für Glück
und Wohlstand einer Gesellschaft taugt es nicht und sollte es
auch nie taugen. Dennoch nutzen wir es dafür, obwohl wir jeden
Tag sehen, dass Wachstum und Wohlstand nicht Hand in Hand gehen.
Jedenfalls nicht für alle in der Gesellschaft.
Worauf aber sollen wir uns fokussieren, wenn schon nicht
das schön einfache BIP? Andrea argumentiert, dass wir
keinen neuen Indikator brauchen, schon gar nicht nur einen
einzigen. Sie zeichnet stattdessen eine Gesellschaft, in der
Menschen miteinander aushandeln, was sie möchten und was ihnen
gut tut. Anstrengend? Ja. Aber, so Andrea, weit weniger
anstrengend als das Hamsterrad der Wachstumsgesellschaft.
Zu Gast: Dr. Andrea Vetter schreibt, forscht,
erzählt, organisiert, lehrt und macht Apfelmus für einen
sozial-ökologischen Wandel; häufig für, mit und im Haus des
Wandels (Steinhöfel, Ostbrandenburg), für die
Zeitschrift Oya und im Beirat des Konzeptwerk Neue
Ökonomie (Leipzig).
Bücher von Andrea:
https://www.junius-verlag.de/Programm/Zur-Einfuehrung/Degrowth-Postwachstum-zur-Einfuehrung.html
https://www.versobooks.com/en-gb/products/2620-the-future-is-degrowth
https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-5354-0/konviviale-technik/?number=978-3-8394-5354-4
Alle Links und Medien aus dem Gespräch:
Beutel statt
Held: https://think-oya.de/buch/am-anfang-war-der-beutel.html
Zur "imperialen Lebensweise": https://aufkostenanderer.org/
Plattform, mit vielen Ideen, wo jede einzelne Person jetzt
anfangen kann:
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