#170 Martin Doppelbauer – Mit E-Autos lassen wir nichts anbrennen
49 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Hier ist die Zukunft zur Abwechslung einmal völlig
klar: Der PKW der Zukunft ist elektrisch und er nimmt
seinen Strom aus einer Batterie. Punkt aus. So wird es auf
Jahrzehnte sein. Sagt Martin Doppelbauer, Professor für
hybridelektrische Fahrzeuge am KIT. Keine andere Antriebslösung
ist überlegen, keine andere im Massenmarkt verfügbar, weder jetzt
noch auf absehbare Zeit. Martin sagt: Wer Brennstoffzellen in PKW
oder gar Wasserstoff propagiert, wer auf eFuels oder Biofuels
setzt, betreibt Augenwischerei. Wer so argumentiert, will
letztlich nur Verwirrung stiften, um auf diese Weise noch eine
Weile länger konventionelle Verbrenner verkaufen zu können. Das
mag man noch so vornehm „Technologieoffenheit“ nennen.
Technologieoffenheit ist notwendig in der Forschung, in der
Vorentwicklung in der Industrie. Aber sobald der Weg klar ist,
ist Technologieoffenheit nur ein Synonym für
Entscheidungsschwäche. Und da ist Martin sehr klar: Bei Antrieben
im PKW ist die Perspektive so klar, dass keine Entscheidung sogar
schlimmer wäre als eine falsche.
Auch wenn der Elektromotor bereits 200 Jahre alt ist und im
Industriebereich spätestens in den 80er Jahren als ausentwickelt
galt, sind in den letzten Jahrzehnten erstaunliche Entwicklungen
gelungen. Noch vor 15 Jahren verfügte die Automobilindustrie im
Grunde über keine Kompetenz beim Thema Elektromotor. Seitdem hat
sie nicht nur aufgeschlossen, sondern Motoren entwickelt, die
völlig anders aussehen und um den Faktor 100 besser sind als die
Industriemotoren in Rolltreppen und Pumpen der 80er Jahre. Was
damals ein großer Kühlschrank war, ist heute nur noch so groß wie
eine Melone.
Diese Entwicklung wird sich nicht erheblich weiter fortsetzen
lassen. Die nächsten Schritte erwartet Martin beim Thema
Batterie. Damit endgültig ist dann auch das Reichweitenthema
erledigt. Auch wenn das, Martin berichtet ausführlich von seinen
Erfahrungen und dem Anpassungsprozess an Batterie-elektrisches
Fahren, im Grunde heute schon Geschichte ist.
Martin räumt mit Mythen auf: Elektroautos fangen
schnell Feuer. Nein, Verbrenner gehen erheblich häufiger in
Flammen auf. Spätestens, wenn die Festkörperbatterie in Serie
geht, ist das Elektroauto kaum noch entflammbar. Die Batterie
braucht so viel Wasser bei der Herstellung. Stimmt: Rund 80.000
Liter. Die Herstellung von Benzin und Diesel braucht allerdings
so viel Wasser, dass ein Verbrenner im Laufe der Nutzung sehr
viel mehr als nur 80.000 Liter Wasser benötigt. Aber der Strom?!
2/3 des Stroms, den wir für eine vollelektrische PKW-Flotte in
Deutschland benötigen würden, brauchen wir heute schon: Für die
Herstellung von Benzin und Diesel. Und wie lang hält die
Batterie? Inzwischen deutlich länger als das Auto drum
herum.
Kleiner Nebenschauplatz: Da PKW immer größer
werden, geht der faktische Benzinverbrauch in Deutschland nicht
zurück. Er steigt sogar, auf inzwischen 7,9 Liter pro 100 km.
Überraschend: In der Schweiz fahren tendenziell noch größere
Autos; sie fahren über sehr viel mehr Bergstrecken, müssten also
einen höheren Verbrauch haben. Allerdings hat die Schweiz ein
Tempolimit - und der Durchschnittsverbrauch beträgt nur 6,1
Liter. Martin rechnet vor: Ein Auto mit Tempo 160 benötigt so
viel Leistung wie vier (!) Autos, die mit Tempo 100 fahren.
Martin hat ein Strategiepapier verfasst, in dem er die
unterschiedlichen Antriebsarten im Detail miteinander vergleicht.
Es steht hier.
Die Folge "carls zukunft der woche" mit Heiner Monheim trägt die
Nummer 80 und findet sich u.a.
hier: https://www.carls-zukunft.de/podcast-80/
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