#166 Oliver Rautenberg – Die Folge mit den Kackhörnchen
47 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Glaube doch bitte jede:r, was er oder sie mag.
Die Gedanken sind frei, die Religion ohnehin und wer mit Dung
gefüllte Kuhhörner im Acker vergraben möchte, soll es doch tun -
wo ist also das Problem? Eine Folge über die Anthroposophie und
zugleich ein Lehrstück darüber, wie leicht wir als Gesellschaft
gewillt sind, alle Wissenschaft und alles kritische Denken fahren
zu lassen. Zu Gast in dieser Folge ist Oliver Rautenberg,
Journalist und Blogger, bekannt als „Der AnthroBlogger“.
Anthroposophie begegnet uns in Waldorfschulen
(wenig überraschend), in der Ernährung (schon überraschender) und
in der Medizin (in der Medizin?!?). Ausgedacht hat sie der
„Universalscharlatan“ und Hauslehrer Rudolf Steiner. Ein paar
Fakten über Anthroposophie:
Waldorfpädagogik ist nichts als eine Erfindung im Auftrag
eines Zigarettenmagnaten. Waldorfschulen lehren Esoterik und
Wissenschaft unterschiedlos nebeneinander. Ein Grundidee: Wir
alle sind Wiedergeborene - allerdings ist der Prozess bei der
Geburt noch nicht abgeschlossen. In 7-Jahres-Schritten erhalten
Menschen Zeit ihres Lebens neue Körperhüllen. Danach bemisst
sich, was ein junger Mensch kennt - und kennen darf. Fakten zum
Beispiel seien in den ersten beiden Jahrsiebten schädlich.
Anthroposophie ist damit auch eine Erziehung zur Unmündigkeit,
die Kinder bewusst vor Fakten schützen will. Fakten erst ab 14.
Auch schön: Jedes Kind vollzieht mit seiner Entwicklung die
Entwicklung der Menschheit noch einmal nach. Dank Rudolf Steiner
wissen wir: Mit zehn Jahren ist das Kind gerade ein Germane.
Entsprechend sind bei den Zehnjährigen die Germanen dran.
Anschließend Römer. Ist das den Schüler:innen transparent?
Vorsicht bei Fakten im zweiten Jahrsiebt…
Kaum sinnvoller in der Medizin: Apotheken verkaufen Mittel,
die keinerlei Wirknachweis erbringen mussten (und es auch gar
nicht könnten) - an Menschen, die glauben, dass ihnen das hilft.
Damit veredeln Apotheken Pseudomedizin. Und Krankenkassen zahlen
die Party. Man gehe einmal durch eine durchschnittliche Apotheke
und suche zwischen Dr. Hauschka und Weleda die Hinweise auf
anthroposophische Wurzeln. Ein erstaunliches Bild.
Es gibt eine Linie nach rechts: Waldorfschulen -
Impfskeptiker - Querdenker … und weiter. In der Pandemie waren
etliche Waldorfschulen regelrechte Corona-Zentren. Möglicherweise
noch schwerwiegender: Eines von 1.000 Kindern, das an Masern
erkrankt, stirbt an der Krankheit. Kinder an Waldorfschulen haben
ein 50fach erhöhtes Risiko, sich mit Masern anzustecken. Wer
Mathematik nicht auf einer Waldorfschule gelernt hat, hat
deutlich bessere Chancen auszurechnen, was das bedeutet.
Die Anthroposophie neigt zu der Einordnung, Krankheit sei
wichtig für die Entwicklung, also nützlich. Vielfach auch noch
eine Art Restschuld aus früheren Leben, der Kranke also selber
schuld. Was machen dann anthroposophische Krankenhäuser anderes
als Medizin?
Und dann ist da die Sache mit Kackhörnchen
Wer ein „Demeter“-Siegel für seine Produkte haben möchte, muss
(!) im Herbst mit Dung gefüllte Kuhhörner im Boden vergraben.
Diese fungieren als Antennen und sammeln über den Winter
kosmische Energie. Im Frühjahr werden die Hörner ausgegraben, der
kosmisch aufgeladene Dung homöopathisch gestreckt, bis kein Dung
mehr messbar ist, und das ganze dann auf dem Feld ausgebracht.
Demeter nennt das biodynamische Landwirtschaft und kontrolliert
das. Und könnte man das noch weglächeln, die Weigerung, Tiere zu
Impfen oder anders als homöopathisch zu behandeln, verursacht
echtes und vermeidbares Tierleid.
Warum das Ganze ein Lehrstück ist?
Es scheint, das Unbehagen mit Wissenschaft und Entwicklung ist so
groß, dass auch noch die obskursten Alternativen eine gewisse
Attraktivität entwickeln. Was wir im Kontext der Anthroposophie
sehen, ist kein harmloser Blödsinn, sondern gefährlich, so
Oliver....
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