#159 Lea Dohm – Wut, Mut und Nähe: 3 Schlüssel zur Klimakrise

#159 Lea Dohm – Wut, Mut und Nähe: 3 Schlüssel zur Klimakrise

35 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Es könnte alles so einfach sein. Wir können
wissen, was die Klima-Stunde geschlagen hat, wir könnten schnell
die wichtigsten Maßnahmen ergreifen und glücklich und gesund
leben. Allein: Das Wissen könnten wir eben nur theoretisch haben.
Und Wissen allein überzeugt auch nicht. So sind wir nicht
gestrickt, sagt Lea Dohm. Sie ist psychologische
Psychotherapeutin und Mitbegründerin von
Psychologists4Future. 


Schritt 1: Das Wissen fehlt vielerorts, in der
breiten Menge, aber auch bei Entscheidern. Natürlich, es gibt
eine Klimakrise, aber was bedeutet das genau? Da können die
Zusammenfassungen der Forschungsberichte selbst in einfacher
Sprache verfasst sein, der MdB muss es halt lesen… Lea sagt: Gute
Klimakommunikation ist mehr als Fakten. Von Fakten allein lassen
wir uns nicht einfach im Gespräch überzeugen. Das sind eher
länger Prozesse und Auseinandersetzungen. Lea erläutert, wie
zentral es ist, eine Beziehung aufzubauen. Und dafür ist jedes
noch so anstrengende Gespräch wichtig, eine mentale Operation.


Lea schließt an die Folge 149 mit Tadzio
Müller an. Er hatte den Begriff
Verdrängungsgesellschaft in den Mittelpunkt gestellt. Solange wir
verdrängen, dass wir uns verändern müssen, werden wir auf jeden
Impuls, jeden Protest, jedes Stück Information mit Ablehnung
reagieren. Lea bestätigt: Wir brauchen gesellschaftliche Symbole
für die Transformation. Wir brauchen Lieder und Orte. Wir
brauchen Kunst und Kultur. Wir brauchen einen Ausdruck für den
Abschied von der früheren Normalität.


Kunst und Kultur haben das Potenzial, die Verbindung
unter uns zu schaffen, die wir brauchen. Lea sagt: Hören
wir auf, immer auf den Klimakanzler und den untätigen
Verkehrsminister zu starren. Der Wandel wird von der
Zivilgesellschaft ausgehen. Promis sind dabei hilfreich. Es
müssen aber nicht immer die herausgehobenen Figuren sein. Die
Transformation bedeutet auch eine stärkere Zuwendung, ein sich
gegenseitig Halten. Da entstehen Verbindungen, die gut sind. Das
ist mutmachend - zumal wir wissen, dass viele Menschen sich
einsam fühlen. Insofern braucht es dreierlei im Einsatz gegen die
Klimakrise: Wut und Protest auf der politischen Ebene, Angst und
Mut auf der menschlichen Ebene - und Nähe zwischen uns. 


Dass wir uns voneinander berühren lassen, ein intensiveres und
inklusiveres Miteinander zulassen: In je mehr Nischen das
entsteht, desto besser. Wir brauchen das auch, um die
Katastrophen, vor denen wir stehen, besser auffangen zu können.
Wir wissen, dass Menschen, die gut eingebunden sind, das eher
können. Und der Klimakrise angemessen verhalten wir uns dann
quasi automatisch.


Zu Gast: Lea Dohm, Diplom-Psychologin und
psychologische Psychotherapeutin, wissenschaftliche Mitarbeiterin
bei KLUG, Mitbegründerin und Kopf von Psychologists4Future.
Twitter: @LeaDohm

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