#157 Barbara Blaha – Die Folge für die Reichen und Schönen

#157 Barbara Blaha – Die Folge für die Reichen und Schönen

40 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Sprechen wir doch endlich einmal über Geld.
Genauer: Über das Geld, das die einen im Überfluss haben und die
anderen eben nicht. Es gibt in Mitteleuropa einen einfachen Weg,
sehr reich zu werden, und das ist: Erben. Und diejenigen, die so
den Reichtum kaum oder unversteuert in der Familie halten, haben
zugleich die Regel erfunden, dass man über Geld nicht sprechen
soll. Sehr praktisch. Wir wissen nicht einmal, wer im Land wie
reich ist. Nur bei den Armen, da suchen wir genau und werden
schon bei einer zweiten Zahnbürste im Bad misstrauisch. Barbara
Blaha, Kopf des Wiener Think Tanks Momentum, beschäftigt sich
seit Jahren mit der Schere zwischen Arm und Reich. Sie sagt: Die
ungleiche Verteilung von Wohlstand in der Gesellschaft ist
inzwischen ein Problem für die Demokratie.


Die veröffentlichte Meinung ist stark geprägt von wenigen sehr
reichen Familien, die im Besitz der traditionellen Medienhäuser
und Zeitungsverlage sind. Eine Untersuchung des Momentum
Instituts hat gezeigt: Während sich die Bevölkerung Österreichs
über Jahre deutlich für eine Vermögenssteuer ausgesprochen hat,
argumentiert im selben Zeitraum die große Mehrheit der
Meinungsstücke in Zeitungen dagegen. Zufall?


Zugleich sind wir nicht besonders gut darin, uns wirklich große
Vermögen vorzustellen. Ein kleines Gedankenexperiment: Wer
täglich (!) eine Million geschenkt bekommt und behalten kann, der
hat erst nach knapp 30 Jahren (!) ein Vermögen von zehn
Milliarden aufgebaut. Mit eigener Arbeit geht das nicht.
Entsprechend sind wir auch nicht gut darin, die eigenen
finanziellen Verhältnisse einzuschätzen. Arme schätzen sich
reicher als sie sind; Reiche genau umgekehrt. Ein idealer
Nährboden, um breite Angst vor Vermögens- und Erbschaftssteuer zu
schaffen. Barbara sagt: Wir brauchen das dringend. Und niemand
muss um Omas kleines Häuschen oder seine erste Million fürchten.


Was Barbara schlaflose Nächte bereitet, ist der kaum verhohlene
Versuch, konservativer Politiker, die westlichen Demokratien zu
illiberalen Demokratien umzubauen. In Österreich ist Sebastian
Kurz nur durch Zufall daran gescheitert. in Deutschland sieht sie
vergleichbare Bestrebungen. Und es sind gerade die Parteien in
der Mitte des Spektrums, die ihr hier Angst machen. Dass die
Rechten kein Interesse an demokratischer Tradition haben, kann
nicht überraschen. Aber wenn der Diskurs aus der Mitte der
Gesellschaft heraus, nach rechts verschoben wird, dann muss uns
das Sorgen bereiten, sagt Barbara. Dann verteidigt eine
privilegierte Gruppe ihre komfortable Situation auf Kosten der
Demokratie.


Dennoch schaut Barbara positiv nach vorn. Wie
auch anders? Wir sind zum Optimismus verdammt. Also lassen wir
die Hemdsärmel oben und machen uns an die Arbeit.


Zu Gast: Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Institut und
des Momentum Kongress, Universitätsrätin
der Universität Wien und Mitgründerin des Wiener Balls
der Wissenschaften. 

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