#155 Martin Wittau – Alle können Circular, nur die Economy nicht

#155 Martin Wittau – Alle können Circular, nur die Economy nicht

36 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Die Natur kann Kreislaufwirtschaft - und kaum
etwas anderes. Wohin wir schauen: Ein vermeintliches Ende ist
stets der Anfang von etwas Neuem. Nur wir Menschen sind
spätestens mit Ende der Industrialisierung auf lineares Denken,
Arbeiten und Wirtschaften ausgerichtet. Quelle von Wohlstand und
Entwicklung in der ersten Welt, ebenso wie der Klimakrise und
weiterer Phänomene. 


Die Folge vom diesjährigen Future Camp unseres
Instituts, erkennbar am Gezwitscher portugiesischer
Mauersegler im Hintergrund. Mit einer Runde von
Zukunftsforscher:innen und Expertinnen ziehen wir uns für die
Woche in die portugiesischen Berge zurück und diskutieren ein
zentrales Zukunftsthema. In diesem Jahr: Die
Kreislaufwirtschaft. Mit dabei: Martin Wittau von der
Bundesvereinigung Nachhaltigkeit. Im Gespräch mit Michael
zeichnen sie das Zukunftsbild Circular Economy.


Erste Erkenntnis: Der Begriff ist denkbar unklar. Mehr als
Recycling, klar. Aber dann? Geht es um Ressourcenknappheit und
deren Überwindung - also ein „Weiter so“ mit anderen Mitteln?
Oder haben wir unsere planetaren Grenzen erreicht und brauchen
eine grundlegendes Modell für Wirtschaft. In der Diskussion wurde
schnell klar: Kreislaufwirtschaft taugt nicht als Begriff für
Prozesse oder Technologien, Kreislaufwirtschaft beschreibt ein
Verhalten wirtschaftlicher Akteure: kooperativ, partizipativ,
vorsorgend. Der veränderte Umgang mit Material folgt diesen
veränderten Verhalten. 


Zentral ist die Frage der Verantwortung für
Material. Wie verhält sich ein Wirtschaftsunternehmen,
dass die Versorgung aus den gängigen Quellen nicht mehr
selbstverständlich gegeben ist? Warum stehen Verbraucher allein
mit der Frage, wie Materialien in die Kreisläufe geleitet werden
können, wenn die Waschmaschine es eines Tages nicht mehr tut? Es
ist ein Kipp-Punkt hin zur Kreislaufwirtschaft. Sobald es
günstiger und verlässlicher ist, Stahl aus Gebrauchtwagen zu
gewinnen als aus Eisenerz, werden Automobilkonzerne großes
Interesse entwickeln, Gebrauchtwagenaufkäufer zu werden und
Recyclingkompetenzen aufzubauen. 


Die klare Prognose: Kreislaufwirtschaft kommt.
Begonnen hat sie schon. Sie verbreitet sich immer dort, wo
mehrere Akteure sich entscheiden, ihr Verhalten zu verändern.
Spätestens zur Mitte des Jahrhunderts, so die Prognose des Future
Camps 2023, wird Circular Economy zum Standard wirtschaftlichen
Handelns. Und wer als Wirtschaft dann noch nicht zirkulär
handeln kann, wird sich schwer tun.


Zu Gast: Martin Wittau, Vizepräsident Bundesvereinigung
Nachhaltigkeit e.V.

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