#151 Sawsan Chebli – Digitaler Hass verletzt und tötet

#151 Sawsan Chebli – Digitaler Hass verletzt und tötet

44 Minuten

Beschreibung

vor 1 Jahr

Wir erleben eine humanitäre Krise und stehen mitten drin,
vielfach ohne es zu realisieren. Diese humanitäre Kreise
heißt: Digitaler Hass. Beleidigungen, Diffamierung,
Belästigungen, Bedrohungen. Die Täter sind meist männlich. Dabei
ist der Hater Täter und Spielfigur zugleich. Rechte Kräfte haben
längst den Hass als Mittel identifiziert, um die Demokratie zu
unterwandern und zu spalten. Und die großen Plattformen freuen
sich über Emotion und Aufregung; das Geschäftsmodell läuft
blendend. Sawsan Chebli ist Politikerin und Autorin. Unfreiwillig
prominent durch das Maß an Hass, das sie online erlebt.
Freiwillig prominent, weil sie sich offen dagegen zur Wehr setzt.
Sie sagt: Viele Menschen sind noch zu weit weg von diesem Thema
und können sich nicht vorstellen, was es bedeutet, jeden Tag dem
Hass ausgesetzt zu sein. Sie zeigen Mitleid und gehen weiter. Das
reicht nicht.


Eine lautstarke Kritik von Sawsan: Viel zu oft
wird Hass und Hetze im Internet als ein Nischenthema behandelt.
Als wäre es ein Thema für Experten, die sich dessen in ihrer
Nische annehmen müssten. Ein trügerischer Irrtum. Sawsan betont:
Das geht alle in der Gesellschaft an. Hass verletzt und tötet, ob
analog oder online.


Wer sich zeigt, wer laut und sichtbar ist, setzt sich
Hass und Hetze aus. Wer dann auch noch weiblich,
migrantisch, feministisch, muslimisch ist, um so mehr. Die
Konsequenz: Tatsächlich ziehen viele sich aus der Öffentlichkeit
zurück Oder suchen sie gar nicht erst. Sawsan sagt: Das berührt
den Kern unserer Demokratie. Wenn immer mehr Kräfte erkennen,
wieviel Entfaltungsmöglichkeiten sie hier haben und wie
stark sie die Gesellschaft destabilisieren können, dann sehe ich
schwarz. Das ist die Dimension von Hass und Hetze online.


Sawsan beschreibt die Lage ganz nüchtern. Ihre
Inbox ist jeden Tag voll. Von zehn Mails ist eine positiv, zwei
konstruktiv-kritisch - und der Rest beleidigend oder schlimmer.
Wie bleibt man in einem solchen Dauerfeuer nüchtern und positiv?
Sawsans drei Sätze sind: Die meinen nicht mich, sondern die
Werte, für die ich stehe. Ein gutes Netzwerk gibt mir Halt.
Positive Zuschriften sind so viel wertvoller.


Zu Gast: Sawsan Chebli, Politikerin und Autorin.
Buch: LAUT – Warum Hate Speech echte Gewalt ist und wie wir sie
stoppen können.

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