#136 Olaf Otto Becker – Kunst vs. Kartoffelpüree
44 Minuten
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Beschreibung
vor 1 Jahr
Kartoffelpüree oder Tomatensaft auf Kunst - wie ist die
Perspektive von Kunst auf die "Letzte Generation" und ihr Bild
von Zukunft? Olaf Otto Becker ist Fotograf. In seiner Kunst
befasst er sich mit den Spuren des Menschen in der Natur. In
vielen Reisen hat er sich damit beschäftigt, wie der Mensch
unwiederbringlich Natur schädigt - und was er dabei überhaupt
zerstört. Er zeigt Schlachtfelder im Regenwald von Borneo,
geschaffen um Platz für Palmölplantagen zu schaffen. Oder das
Schmelzen der Gletscher in Grönland. Zum Teil sind das sehr
schöne Bilder der Transformation, zugleich schrecklich, wenn man
die Entwicklung zu Ende denkt. Und es wird so weitergehen. Diese
Aussichtslosigkeit, so Olaf, ist deprimierend und gleichzeitig
eine Feststellung, wie die Welt funktioniert. Mein eigenes
Verhalten kann ich verändern, aber nicht das Verhalten aller
Menschen weltweit.
Olaf sagt: Die Verzweiflung der letzten Generation macht traurig.
Kartoffelbrei auf Kunst zu werfen, ist an sich eine vollständig
sinnlose Tätigkeit. Aber die Verzweiflung dahinter ist echt. Wird
das Ziel mit diesen Aktionen damit erreicht? Noch größer gefragt:
Ist dem Klima geholfen, wenn das weltweit passiert, wenn alle
unsere kulturellen Erzeugnisse zur Zielscheibe von Tomatensaft
und Kartoffelbrei werden? Olafs Einschätzung: Ein Kunstwerk wird
missbraucht. Sie wird als Geisel genommen, um ein anderes Thema
in den Fokus zu bringen.
Ob wir nun aber die letzte Generation sind oder nicht: Ganz
offensichtlich brauchen wir Menschen ein neu justiertes Bild zur
eigenen Rolle in der Natur. Die bisherigen Begriffe und Bilder
haben ausgedient. Ein Schlüssel dafür kann Kunst sein, neue
Formen des Ausdrucks zu entwickeln, uns zu sensibilisieren,
Bilder anzubieten.
Wir sind ein Teil der Natur, die uns hervorgebracht hat. Sind
aber inzwischen ein so dominanter Teil der Natur geworden, dass
sie irgendwann zusammenfallen wird. Wir wachsen wie ein
Heuschreckenschwarm, der irgendwann so groß ist, dass er nicht
mehr genug Nahrung findet und kollabiert. Ein Gärtner, der für
die Hege und Pflege der Erde zuständig wäre, würde uns
wahrscheinlich entfernen - oder mindestens stark zurückschneiden.
Panik hilft uns nicht weiter. Ein mögliches Bild: Wir brauchen
jede: einzelne:n im Sinne der Gemeinschaft, es braucht
koordinierte Aktion, die nur Politik und Gesetze bewirken können.
Und wenn wir noch mehr werden? Dann müssen wir noch genauer
kontrollieren, dass die Vorgaben auch eingehalten werden. Das
bedeutet: Wir können uns die Freiheit nicht mehr erlauben, dass
jede:r im Prinzip machen kann, was jede:r will. Das Ergebnis ist
im Prinzip eine Art von Diktatur. Aber ist das ein positives
Bild? Gute Diktatoren gibt es bekanntlich nicht. Aber wenn wir
dieses Bild nicht wollen, dann müssen wir überlegen: Was wollen
wir dann? Was wären wünschenswerte Bilder? Die Kunst kann hier
Bilder hinwerfen und die Diskussion anregen. Und genau diese
brauchen wir.
Diese Woche zu Gast in der Zukunft:
Olaf Otto Becker, Künstler und Fotograf.
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