#129 Sebastian Seiffert, Maren Urner, Daniel Baldy - Es ist ein Klimanotstand, Baby!

#129 Sebastian Seiffert, Maren Urner, Daniel Baldy - Es ist ein Klimanotstand, Baby!

49 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Diese Woche in der Zukunft: 


Was muss eigentlich geschehen, damit endlich etwas geschieht?
Eine Folge über die Suche nach Kompromissen und die Härte von
Naturgesetzen. Zwei Wissenschaftler:innen und ein Politiker im
Gespräch über den Klimanotstand und unsere Schwierigkeit, eine
angemessene Antwort zu finden. Maren Urner ist Professorin für
Medienpsychologie und Neurowissenschaftlerin, Sebastian Seiffert
ist Professor für physikalische Chemie und bei Scientists for
Future engagiert, Daniel Baldy sitzt für die SPD im Deutschen
Bundestag. 


Erste Frage: Wissen wir eigentlich genug über das Klimaproblem?
Jedenfalls wohl nicht das Richtige. Was klingt wie die Einleitung
zu einer Querdenkerbroschüre, fußt auf der Neurowissenschaft. Wir
Menschen müssen Wissen be-greifen. Wir müssen etwas Fühlen, damit
es bei uns ankommt. Die nächste Publikation der Klimaforschung
ist es eben noch nicht. Wir brauchen Nähe: Räumliche Nähe,
zeitliche Nähe, soziale Nähe. Unser Hirn ist nicht gut darin,
langfristige Entwicklungen zu erkennen, wohl aber sehr gut bei
kurzfristigen. Das Problem der Klimakrise: Wenn wir wirklich
spüren, wie sie wirkt, ist es wohl zu spät, um noch gegensteuern
zu können. 


Überhaupt: Klimakrise. Klimawandel. Die Begriffe an sich leiten
noch nicht zum Handeln an. Maren schlägt vor, konsequent von der
Klimanotlage zu sprechen. Sebastian unterstützt das aus
naturwissenschaftlicher Sicht: Wenn wir auch nur eine Chance
haben wollen, die Welt im Rahmen der Pariser Verträge zu halten,
dann müssen wir in einen Notfallmodus wechseln. Er sieht die
Wissenschaft in der Pflicht, stimmgewichtiger zu werden, der
Politik deutlicher zu vermitteln, worin der Unterschied zwischen
menschlichen Gesetzen (Darfst du nicht!) und Naturgesetzen
(Kannst Du nicht!) zu vermitteln. Eine objektive Schwierigkeit
für die Politik, deren Wesen es ist, Kompromisse auszuhandeln und
Mehrheiten zu finden. Die Wirkmechanismen der Natur verhandeln
eben nicht. 


Wir leben gesellschaftlich in einer
Art Realitätsverweigerung und Normalitätssimulation. Die
gute Nachricht ist: Wenn wir beginnen, Strukturen zu ändern,
klimagerechtes Verhalten auch so zu belohnen, dass Menschen sich
aus rein praktischen Gründen für angemessenes Verhalten
entscheiden, und langfristiges Denken zu etablieren, dann geht es
uns objektiv besser. Unser Hirn liebt das. Entscheidung auf das
Wohlergehen von nach-nachfolgenden Generationen auszurichten,
macht unser Denken glücklich. Neben allem anderen. 


Zu Gast in dieser Woche:


Sebastian Seiffert, Chemiker, Physikalische Chemie der Polymere,
Professor der Johannes Gutenberg-Universität Mainz


Maren Urner, Neurowissenschaftlerin, Professorin für
Medienpsychologie, Autorin & Mitgründerin von Perspective
Daily


Daniel Baldy, Bundestagsabgeordneter für Mainz
und Mainz-Bingen

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