#124 Ingemar Bühler – Die Industrie von ihrer Sucht nach Öl und Gas heilen
39 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Diese Woche in der Zukunft:
Reden wir über Plastik. In dieser Folge wird der Abschied von Öl
und Gas in der Industrie ganz praktisch. Wo immer wir um uns
schauen, wir sehen Plastik. Wir sitzen oder stehen drauf, halten
es in der Hand, kleiden uns damit, kaum ein Gerät kommt ohne aus.
Ebenso finden wir es im Wald, im Straßengraben, im Meer – und
darüber schließlich auch auf unserem Teller. Das mit dem Plastik
in der Umwelt sollten wir als allererstes lassen, sagt Ingemar
Bühler. Er leitet den Herstellerverband „Plastics Europe“ in
Deutschland und schildert im Podcast seine Vision einer
Kreislaufwirtschaft für Kohlenstoff. Ein Gespräch über
alternative Rohstoffquellen, Etikettenschwindel und die Mühlen
der Genehmigungsverfahren.
Der Reihe nach: Wenn wir eine Chance haben wollen, die Erhitzung
des Klimas einzudämmen, müssen Öl und Gas künftig dort bleiben,
wo sie heute sind: Unter der Erde. Das hat Folgen für die
Energieversorgung, so weit so lautstark diskutiert. Oft
übersehen, obwohl im Grunde genauso entscheidend: Das hat ebenso
Folgen für die Industrie, die Öl und Gas als Rohstoff nutzt. Die
Quelle von Kunststoffen aller Arten. Ohne Kohlenstoff kein
Kunststoff.
Hier wird es spannend: Wir alle – Industrie, Produzenten, Kunden
– haben uns daran gewöhnt, dass der Kohlenstoff für die Industrie
aus fossilen Rohstoffen stammt. Ging auch immer, war verfügbar
und günstig. Als wären wir süchtig danach. Einen sachlichen Grund
dafür gibt es allerdings kaum. CO2 in der Luft, Kohlenstoff in
Pflanzen, Kohlenstoff in vorhandenen Produkten sind ebenso
sinnvolle Quellen. Und damit können wir den Schritt zu einer
Kreislaufwirtschaft gehen. Kohlenstoff, der immer wieder
stofflich genutzt wird, verbleibt im Kreislauf, entlastet die
Atmosphäre und hilft uns, die anderen Kohlenstoffe in der Erde zu
lassen. Kohlenstoff aus zum Beispiel Stroh ist massenhaft
vorhanden und steht nicht einmal in Konkurrenz zur Produktion von
Nahrungsmitteln.
Ingemar schildert im Gespräch, wie er die Entwicklung hin zu
einer solchen Kreislaufwirtschaft treibt. Sein Ziel: In 20 Jahren
sind wir bei 80% plus x kreislaufgeführtem Kohlenstoff. Wie viel
davon haben wir schon in zehn Jahren? Da kommt dann die
Bürokratie von Genehmigungsprozessen für chemische Anlagen ins
Spiel.
Was treibt den Wandel der Industrie? Oder wie Michael fragt: Was
unterscheidet diese Vision von den Greenwashing, dem wir
allerorten begegnen? Ingemar benennt die Alternative: Schaffen
wir diesen Turnaround nicht, wird es keine Kunststoffindustrie
mehr geben. Das treibt.
Zu Gast:
Ingemar Bühler, Hauptgeschäftsführer der PlasticsEurope
Deutschland e.V. (VKE).
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