#89 Nico Rose - Sinn und Glück bei der Arbeit
45 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Diese Woche in der Zukunft:
Ein Gespräch über Sinn und Glück bei der Arbeit. Wo finde ich
einen Sinn und wer ist dafür zuständig, dass ich glücklich bin?
Und heißt es jetzt eigentlich TGIF oder TGIM? Thank God it’s
Friday … or Monday? Besonders Hochqualifizierte erleben unter der
Woche mehr Zufriedenheit als am Wochenende, ganz offensichtlich
eine Frage von Rahmen und Strukturen. Nico Rose hat gerade seine
Professur für Wirtschaftspsychologie aufgegeben und sich
als Handlungsreisender für Sinnangebote selbstständig
gemacht.
Wer ist eigentlich dafür zuständig, dass ich bei der Arbeit
glücklich bin? Natürlich: In gewisser Weise jede:r im System.
Nico ermutigt Führungskräfte zu verstehen, dass sie nicht nur
eine Verantwortung für Ziele und Aufgaben haben, sondern auch
eine emotionale Verantwortung für das System haben. Darum ist es
eine wichtige Fähigkeit von Führungskräften, sich nach einem
richtigen ärgerlichen Meeting schnell wieder zu neutralisieren.
In Netzwerkanalysen kann man zeigen, und zwar noch bis ins vierte
und fünfte Glied der Kette, wie sich die schlechte Laune
von Führungskräften verbreitet.
Nico sagt: Wir brauchen mehr Führung. Gleichzeitig haben wir
immer noch Menschen in Führungspositionen, die gar nicht führen
wollen. Menschen, die sich vor Führung drücken. Menschen, die als
Micromanager führen. Oder auch Menschen, die mehr Lust haben,
selber anzupacken, als dass sie durch andere wirken wollen. So
erging es ihm selbst nach mehr als zehn Jahren Management im
Konzern, als er merkte: Ich will lieber selber machen.
Wie entstehen nun aber Glück und intrinsische Motivation, gerade
in Veränderungen? Was wir nicht können: Kontrollieren, welche
Botschaften ankommen. Menschen machen sich ihr eigenes Bild,
deuten und interpretieren ihr Umfeld neu, wenn sie merken, dass
ihre alten Muster nicht mehr greifen. Wie können wir dann als
Unternehmen, als Führungskraft dafür sorgen, alle im Unternehmen
auf ein neues Ziel auszurichten? Nico sagt: Das wirkungsvollste,
das ich als Führungskraft tun kann, ist: Das eigene Team
einzuladen, meine Musterbildung zu teilen. Die auch nicht fertig
oder endgültig ist. Die sich im Dialog überprüfen und verbessern
lässt. Gerade in Krisenzeiten ist es wichtig, diesen Prozess
möglichst frühzeitig zu starten. Nicos Eindruck: Wir wissen doch
ohnehin aus dem eigenen Leben, dass wir nicht immer den letzten
Durchblick haben. Wer soll uns im Unternehmen glauben, dass es
gerade da so sein sollte?
Sinn entsteht, indem wir drüber reden. Und dort, wo wir keinen
Sinn vorfinden, machen wir Menschen uns einen. Ob wir nun Jesus
auf der Toastscheibe sehen oder etwas anderes - ohne Sinn können
wir uns nicht orientieren. Das Ergebnis guter Führung ist, dass
man zu den großen Themen des Unternehmens - Was machen wir hier?
Wer sind unsere Kunden? Was ist unsere Strategie? - zu einer
geteilten Bedeutung kommt, zu einem gemeinsamen Sinn.
Die andere Seite der Medaille: Demotivation - wächst gern dort,
wo Vertrauen fehlt. Dabei ist Vertrauen der beste
Transaktionskostenkiller. Überall da, wo ich nicht vertraue, muss
ich mich absichern, Verträge
schließen, Zeitmanagementsysteme installieren, Kontrollen
durchführen und bezahlen. Und Kontrolle hat einen Preis, genauer:
zwei: Einen für die Stechuhr und die Leute, die sie bedienen.
Dazu kommt ein psychologischer Preis: Ich erlebe, dass mir nicht
vertraut wird. Das ist wenig motivierend. Je mehr ich durch
Verdauen regeln kann, desto weniger Stechuhrmechaniker brauche
ich.
Zu Gast in dieser Woche:
Dr. Nico Rose, selbstständig als Handlungsreisender für
Sinnangebote, Autor zahlreicher Bücher zu Führung, Positiver
Psychologie und Sinn.
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