#84 Wir machen mal die Energiewende klar – Christoph Ostermann
40 Minuten
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vor 2 Jahren
Diese Woche in der Zukunft:
Machen wir mal eben die Energiewende klar. Wird die
Energielandschaft in zehn Jahren anders aussehen als heute? Das
wissen wir noch nicht. Aber sie muss. Sagt Christoph Ostermann,
Gründer und langjähriger CEO von Sonnen und damit ein Wegbereiter
für erneuerbare Energien in Deutschland.
In wenigen Jahren sollten wir bei 100% erneuerbaren Energie sein.
Auf diesem Weg haben wir kein Innovationsproblem, sondern ein
Installationsproblem. Die Energiewende hängt vor allem daran,
dass wir schneller genehmigen und bauen. Dass wir es überhaupt
wollen. Stichwort Windräder: Es rechnet sich, sie aufzustellen
und zu betreiben. Punkt. Aber doch bitte nicht in meinem Garten…
Und am Ende hängt die Energiewende auch daran, ob wir überhaupt
ausreichend Handwerker haben, um alle die notwendigen Arbeiten
auszuführen.
Aus aktuellem Anlass bei Christoph nachgefragt: Sind Atomkraft
und Gas nachhaltig? Lächerlich.
Wird Energie am Ende mehr kosten? Wahrscheinlich ja, nimmt
Christoph an. Ob das allerdings auch volkswirtschaftlich höhere
Kosten sind, oder ob nur die Transparenz steigt, also die
unmittelbaren Kosten steigen, aber die steuerfinanzierten
Subventionen sinken? Das ist noch offen. Eine Vollkostenrechnung
für die Stromerzeugung steht noch aus. Jedenfalls, sagt
Christoph, war es ein cleverer Taschenspielertrick der Gegner
erneuerbarer Energien, die EEG-Umlage direkt auf den Strompreis
aufzuschlagen. So wird eine Sichtbarkeit von Mehrkosten erzeugt,
die letztlich nur eine scheinbare ist. Schon heute ist Strom aus
erneuerbaren Quellen günstiger.
Können wir überhaupt 100% erneuerbar? Wir haben womöglich nicht
genug Räume in Deutschland, nicht die klimatischen Bedingungen,
sind zu dicht besiedelt und haben große Belastungsspitzen. Da
wird es schwierig, allein aus uns heraus erneuerbar zu werden.
Christoph sagt, wir müssen das Thema international denken,
mindestens europäisch, wenn nicht global.
Parallel wird sich die Branche weiter wandeln, hin zu dezentraler
Versorgung, Netzwerken und Prosumern. Die Zeit der großen
Konzerne muss dabei nicht vorbei sein. Sie haben die Chance, auch
in einer neuen Energiewelt eine Rolle zu spielen. Christoph ist
sich nur nicht sicher, ob die Konzerne schnell genug sind. Der
Druck für die Großen ist groß. Was sie gemacht haben und konnten,
ist: Nichts zu tun; damit bloß nichts falsch läuft. Vor weniger
als zehn Jahren haben die Energieriesen das Thema Solar noch für
irrelevant erklärt. Inzwischen hat Shell Christophs Unternehmen
Sonnen gekauft, weil auch einem Konzern wie Shell klar ist, dass
er den Wandel einleiten muss, dass es sonst kein Überleben gibt.
Es darf hier, sagt Christoph, auch keine Berührungsängste geben.
Jeder, der was tut und nicht nur redet, muss am Tisch der
Energiewende willkommen sein.
Um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, werden wir die
künftige Energielandschaft am absoluten Minimum ausrichten
müssen, das wir immer brauchen. Ein Ergebnis: Wir werden meistens
viel zu viel Strom haben. Viel zu viel. Unser europäisches Leben
wird das nicht grundlegend ändern, sagt Christoph. Aber das ist
vor allem eine gute Nachricht für die vielen Entwicklungs- und
Schwellenländern, die heute noch nicht umfassend elektrifiziert
sind. Das bringt Wohlstand in Regionen, die ihn heute noch nicht
haben.
Zu Gast in dieser Woche:
Christoph Ostermann, Investor und Unternehmer, Vorreiter der
erneuerbaren Energie in Deutschland, Gründer und langjähriger
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