#80 Heiner Monheim – Tempolimit für Züge
33 Minuten
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Beschreibung
vor 2 Jahren
Diese Woche in der Zukunft:
Wir brauchen ein Tempolimit für Züge. Ein Satz mit Symbolkraft.
Oder vielleicht besser: Ein Tempolimit im Denken? Denn darum geht
es Verkehrs- und Stadtplanungslegende Heiner Monheim: Ein neues
Denken über Mobilität und Verkehr. Heiner Monheim hat ADFC und
VCD mit gegründet und streitet seit vielen Jahren für eine
bessere Mobilität.
Natürlich: Niemand will, dass schnelle Züge auf den neuen
Hochgeschwindigkeitsstrecken langsamer fahren. Unser Problem ist
nur, dass wir den Fokus falsch legen. Heiner fordert: Statt auch
nur eine weitere neue Hochgeschwindigkeitsstrecke zu bauen,
sollten wir uns um die Revitalisierung zahlloser stillgelegter
Strecken kümmern. Der Gewinn für uns alle entsteht nicht durch
einen zusätzlichen langen Tunnel. Der Gewinn entsteht, wenn
endlich auch in der Breite alle Züge 120 km/h fahren können. Und
viel mehr davon. Interregios im 30-Minuten-Takt.
Die Verkehrswende ist keine Magie. Heiner und Michael diskutieren
einfache Learnings: 1. Wenn es lediglich um Umdenken geht, können
wir heute anfangen. 2. Wir setzen die falschen Prioritäten. Das
müssen wir ändern. 3. Die Verkehrswende ist ein großer positiver
Schritt hin zu viel mehr Freiheit und Lebensqualität. Und 4.: Wer
heute anfangen will, der engagiere sich kommunal. Genau dort
liegt der große Hebel.
Die Prioritäten, die wir setzen, haben auch mit unserer
Wahrnehmung zu tun. Wir richten die Mobilität in der Stadt auf
das Auto aus, dabei haben 40% der Haushalte in der Stadt gar kein
Auto. Auf dem Land sind das übrigens auch 20% … Noch eine
interessante Beobachtung: Die Strecken zwischen 0-5 km und
zwischen 5-20km machen 3/4 des Verkehrs aus. Hier müssen wir
ansetzen und Lösungen finden, dann lohnt es auch. Stattdessen
sind wir fixiert auf die Langstrecken, Autobahnen und Fernzüge,
auf die große Reichweite, auf die hohe Geschwindigkeit. Wir
arbeiten uns am Sonderfall ab.
An einem lässt Heiner keinen Zweifel: Wir müssen die Anzahl der
Autos reduzieren. Und zwar erheblich, um rund 90%. Heiner hat
berechnet: 4 Mio Autos reichen völlig aus, um den Bedarf an
individueller motorisierter Mobilität zu decken. Die übrigen 44
Mio. Autos, die heute in deutschen Straßen geparkt sind, sollten
wir recyceln und verschrotten. Die einzigen Autos, die überall
auf den Straßen rumstehen sollten, sind bobbycars.
Eine zentrale Botschaft von Heiner: Eine neue Mobilität ist kein
Verzicht, im Gegenteil: Sie ist ein Gewinn. Ein Gewinn an Zeit,
wenn Eltern ihre Kinder nicht mehr überall hinfahren müssen, weil
Straßen zu gefährlich sind. Ein Gewinn an Gesundheit und
Wohlbefinden, durch weniger Lärm, sauberere Luft, mehr Platz für
Bäume in der Stadt. Ein Gewinn an Geld, denn wir subventionieren
die heutige Mobilität über die Maßen.
Zu Gast in dieser Woche:
Heiner Monheim, Geograph und Stadtplaner, Professor emer. der
Universität Trier, Mitbegründer ADFC und VCD
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