#78 Gertrud R. Traud - Gehen wir schaffen, statt zu arbeiten!
35 Minuten
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vor 2 Jahren
Diese Woche in der Zukunft:
Eins vorweg: Hier sprechen zwei Optimisten miteinander über
Arbeit. Vor uns liegt erheblicher Gestaltungsspielraum. Die
Arbeitswelt wird sich grundlegend verändern, vorrangig getrieben
von demografischen Faktoren. Dahinter scheint ein neues Bild von
sinnvoller Arbeit auf, bei der wir etwas schaffen. So sagt es
Getrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen,
im Gespräch mit Michael Carl.
Aus Gertruds Sicht ist die Demografie ein dramatisch
unterschätzter Faktor. Oder hat hier irgendjemand Debatten über
die Rente im jüngsten Bundestagswahlkampf wahrgenommen? Gertrud
sieht deutlichen Handlungsbedarf: Wir müssen jetzt anfangen,
einen neuen Generationenvertrag zu entwerfen. Ein paar
Justierungen an den üblichen Stellschrauben (etwas weniger Rente,
etwas höherer Beitrag, etwas länger arbeiten) wird es nicht mehr
tun.
Gertrud sagt: Es ist Zeit für vermeintlich unangenehme
Wahrheiten: Natürlich werden wir alle länger arbeiten. Natürlich
wird niemand mit 65+ als Dachdecker auf dem First oder als
Bergmann unter Tage arbeiten. Also werden wir lernen, mehrere,
ganz unterschiedliche Berufe im Laufe unseres Lebens
auszuüben.
Die Konsequenzen werden wir auf allen Ebenen der Arbeitswelt
spüren: Wer sich heute schon schwertut, neue Mitarbeiter:innen zu
finden – es wird nicht leichter werden. Was eigentlich bringt die
28jährige Ausbilderin dem nächsten Azubi bei – der mit 50
anfängt? Und, ganz schlicht: Es gibt Berufe, die einfach keiner
machen will. Dafür wird dann auch schlicht niemand bereitstehen.
Wir unterschätzen immer noch, zu welchen Umwälzungen das zwischen
Unternehmen und Mitarbeiter:innen führen wird. Wer gibt hier
eigentlich Arbeit und wer nimmt sie? Unsere üblichen Begriffe wie
Arbeitgeber und Arbeitnehmer:in suggerieren immer noch, das
Unternehmen wäre in der mächtigeren Position …
Eine Konsequenz: Die Wertigkeit vieler Berufe wird sich
verändern. Pflege ist nur das augenfälligste Beispiel. Handwerk
insgesamt wird wertvoller – und damit erheblich teurer. Wir
werden lernen, das gut zu finden. Automatisierung wird hier
zusätzlich helfen. Und: Fachkräfte werden beginnen, die
Unternehmen, für die sie künftig tätig sein wollen, selbst zu
casten.
Zu Gast in dieser Woche:
Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen
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