#65 Lernen macht den Superhelden. Über die Arbeit der Zukunft

#65 Lernen macht den Superhelden. Über die Arbeit der Zukunft

42 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren

Diese Woche in der Zukunft:


Sprechen wir über die Zukunft von Arbeit. Ist das schon Arbeit?
Immerhin bereitet es doch Vergnügen, über die Entwicklung von
Arbeit nachzudenken? Jedenfalls, wenn man das Vergnügen hat, das
gemeinsam mit Robin Wunsch zu tun. Als Gründer und
Vorstandssprecher der GuideCom AG hat Robin Wunsch mehr als 20
Jahre Erfahrung im Bereich der Digitalisierung von HR-Prozessen.
Seine Fokusthemen sind HR Trends, Usability, Innovation,
Change-Management, Arbeitsplatzkultur und HR Role Model, die er
als Product Owner für Magellan (eine digitale Lösung für den
Bereich Personalmanagement und Organisationsentwicklung)
einfließen lässt. Was ihn hauptsächlich antreibt, ist eine
gute Zukunft der Arbeit. 


Aber wie ist die Arbeit von morgen? Ist das, wenn nicht mehr Mühe
und Zwang im Vordergrund stehen, sondern Software und Robotik uns
alles abnehmen, was anstrengend, nervig und reine Wiederholung
ist, und wir ... ja, was eigentlich tun? Robin sagt: Ich glaube
fest an eine Zukunft, in der wir am Steuer bleiben. Der digitale
Kollege und ich, wir bilden ein Super Team. 


Wir werden in gemischt human-digitalen Teams arbeiten, mit einer
zunehmend leistungsfähigen IT auf Augenhöhe. Die Differenzierung
ist wichtig. Auch wenn IT vieles deutlich besser kann als wir
selbst – Muster in großen Datenmengen erkennen, 24/7 gleich
leistungsfähig sein, Aufgaben strukturieren und mehr – sieht
Robin die IT nicht als den neuen Vorgesetzten. Das Bild ist eher
dieses: Nebenan sitzt der Kollege, der sich schon seit Jahren mit
einer bestimmten Materie befasst. Habe ich eine Frage, gehe ich
einfach zu ihm, bevor ich selbst stundenlang recherchiere – und
folge seiner Empfehlung. In diesem Sinne werden wir auch den
Algorithmen folgen, ohne dass sie uns vorgesetzt sind. Wir folgen
ja auch meist dem Navigationssystem und nicht dem hektischen
Beifahrer neben uns. 


Zentral ist etwas anders: Es geht um unsere Grundbedürfnisse. Wir
wollen autonom handeln können, soziale Zugehörigkeit erfahren und
selbstwirksam sein, dann haben wir eine gute Aussicht auf Glück
und Zufriedenheit. Robin betont: Es gibt keinen Grund, warum wir
das nicht mit Technologie im Team erleben sollten. 


Aber wie ist sie denn nun, die Arbeit der Zukunft? Ein Merkmal,
quer durch die Branchen: Massenhafte Individualisierung. Beispiel
Personalentwicklung: Wir tun heute so, als könne die Quadratur
des Kreises im Alltag gelingen, als könnten sich einzelne
Mitarbeiter:innen der PE wirklich um die Entwicklung von vielen
tausend Kolleg:innen kümmern. In Wahrheit führen sie Listen –
„Wer hat 2021 schon seine Schulung zu Arbeitsschutz gemacht?“ –
und beantworten Entwicklungsbedarfe maximal mit Seminarbuchungen
– „Nächstes Jahr belege ich dann SAP für Fortgeschrittene II“.
Sobald der Bot übernimmt, kann sich eine Personalabteilung
tatsächlich individuell kümmern. Personalentwickler:innen können
erstmals ernsthaft Karriereberatung anbieten. Fun fact: Indem die
Technologie ihnen einen wesentlichen Teil der Arbeit wegnimmt,
können sie erstmal ihren eigentlichen Job ausüben. 


Was macht mich in der Arbeit der Zukunft zum Superhelden?
Expertenwissen allein ist es nicht mehr. Der Algorithmus hat im
Zweifel tausendmal so viele Röntgenbilder dieses einen speziellen
Tumortyps gesehen. Robins Einschätzung: Überfachliche Fähigkeiten
werden in den allermeisten Fällen erheblich wichtiger als die
fachlichen Fähigkeiten. Hinzu kommt: Die fachlichen Fähigkeiten
wirklich aktuell zu halten, ist immer aufwendiger. Kreativität,
Resilienz, Agilität, das brauchen wir. Die Wertigkeit von Berufen
wird sich nachhaltig verändern. Kunsthandwerk wird in unserer
Achtung und Wertigkeit steigen. 


Unsere zentrale Kompetenz in der Zukunft ist das Lernen. Das ist
der Superskill von morgen. Wir müssen lernen, anders zu...

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