#55 Die Wissenschaft zum Klima, der Welt und dem ganzen Rest
34 Minuten
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Beschreibung
vor 3 Jahren
Diese Woche in der Zukunft:
Wir brauchen beides: Klimaschutz und Schutz vor dem Klima. Sagt
die Wissenschaft ganz nüchtern. Hier in Gestalt von Sebastian
Seiffert, Professor an der Universität Mainz. Er forscht im
Grenzgebiet zwischen Physik und Chemie. Nebenbei engagiert er
sich als Klimaschützer, bei Scientists for Future und zuletzt als
Direktkandidat der Klimaliste bei der Bundestagswahl. Oder ist er
nebenbei Professor und in erster Linie mit Klimafragen befasst?
Jedenfalls ist er engagiert im Gespräch mit Michael Carl.
Sebastian Seiffert beschreibt ganz nüchtern den
wissenschaftlichen Konsens: Die Klimakrise ist da und wir haben
sie ausgelöst. Derzeit erleben wir mit Starkregen, Hitzewellen
und mehr die Folgen einer Erwärmung um 1,2°C. Die ernüchternde
Botschaft: Das ist zum Teil unserer Realität geworden. Und es
wird wärmer. Es gibt keine theoretische Möglichkeit, diesen
Prozess hier zu stoppen oder gar umzukehren. Selbst wenn wir
unmittelbar aufhören würden, weitere Treibhausgase auszustoßen,
wird sich der Globus weiter aufheizen, da sich die Wirkung der
Treibhausgase, die wir bereits in die Atmosphäre geblasen haben,
noch nicht vollständig entfaltet hat. Zwei Fragen sind offen: Wie
weit werden wir den Globus weiter aufheizen? Antwort: Möglichst
wenig. Allein zwischen 1,5°C und 2°C liegt die Möglichkeit, gute
Teile unserer Zivilisation erhalten zu können – oder eben nicht.
Zweite Frage: Wie weit können wir diesen Prozess hinauszögern, um
Zeit für die Anpassung zu gewinnen? Wir werden sie brauchen – für
den Umbau der Städte, für eine neue stabile Erergieversorgung,
für umfassende Klimatisierung, für eine neue Mobilität, für die
Infrastruktur. Kleinigkeiten also.
Sebastian sagt: Es reicht offensichtlich nicht, wenn wir
Wissenschaftler versuchen nüchterne Fakten zu liefern, auf dass
Politik und Gesellschaft ihre Schlüsse daraus ziehen und handeln.
Denn: Das Handeln fällt aus. Zu beobachten im überschaubaren
Rahmen in der Corona-Krise: Wir haben die Chance, die Pandemie
mit Abstand, Masken und temporären Einschränkungen zu
überbrücken, bis wir sie wegimpfen können. Erfolg: überschaubar,
um es nett zu sagen. Was lernen wir daraus für die Bewältigung
der Klimakrise? Es wird schwierig.
Motivatrion zieht Sebastian aus dem frisch an Klimaforscher
verliehenen Nobelpreis für Physik, unter anderem an Klaus
Hasselmann. Genau 100 Jahre nach dem Nobelpreis für Albert
Einstein für den Photoelektrischen Effekt – Grundlage der
heutigen Solartechnik – und 110 Jahre nach dem Preis für Wilhelm
Wien, der mit dem Verschiebungsgesetz mit die Grundlagen für das
Verständnis der Erderwärmung gelegt hat. Man spreche mit
Naturwissenschaftlern – es gibt immer etwas zu lernen.
Der Gast in dieser Woche:
Sebastian Seiffert, @sci_ffert
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