#47 Wie kommt das Neue in die Welt?

#47 Wie kommt das Neue in die Welt?

35 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren

Diese Woche in der Zukunft: 


Auf den Spuren des Neuen. Wie entsteht Innovation? Und genauer:
Was fördert Innovation, was können Organisationen tun, um
Produkte und Prozesse immer wieder zu hinterfragen und zu
erneuern, wie machen wir Neues möglich? Das Ganze bitte jenseits
der pauschalen Aufforderung des mittleren Managements: Jetzt seid
doch mal kreativ und denkt außerhalb eurer Box! Am besten sofort!
Aber doch keine unangenehmen Botschaften! Das geht ja nun
wirklich nicht, das können wir so nicht weitergeben … 


Im Gespräch mit Michael Carl ist Georg Zembacher. Er ist
Innovationschef bei Toyota Tsusho Nexty Electronics. In der
großen Toyota-Welt sind das nicht die Autobauer, sondern
diejenigen, die Elektronik entwickeln und Chips am liebsten in
alles einsetzen möchten, was sich irgendwie vernetzen lässt, ob
nun belebte oder unbelebte Natur. Er sagt: Allein die
Veränderungen der Arbeit, die wir in der Pandemie erlebt haben,
weisen uns den Weg zu mehr Innovation. Menschen brauchen in der
Arbeit nicht Kontrolle, sondern Freiraum. Wer aufhört, seine
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ständig zu treiben, wird
feststellen: Die haben ja eine intrinsische Motivation!
Erstaunlich! Möglicherweise nicht für das, was die Arbeitswelt
bislang von ihnen verlangt – aber dann liegt das Problem
womöglich auf Seiten der Arbeit und nicht auf Seiten des
Teams. 


Georg Zembacher setzt unter anderem auf Automatisierung. Kurzer
Check: Wieviel Zeit verbringt Ihr oder die Kolleg:innen um euch
herum damit, Daten per Hand aus einer Tabelle in eine andere zu
übertragen? Für solche Arbeit muss man seine Leute wahrscheinlich
in der Tat kontrollieren und antreiben. Wie Georg sagt: „So viel
Kaffee gibt es auf der Welt nicht!“


Praktische Frage: Wenn eine Organisation Raum schafft für
kreative und menschliche Tätigkeiten, wenn sie unnötig repetetive
Arbeit komplett automatisiert, wenn sie Raum für spielerische
Ansätze nicht nur schafft, sondern auch darauf besteht, dass
diese so auch genutzt werden, wenn somit insgesamt keine
Antreiber und Kontrolleure mehr notwendig sind – wofür braucht es
dann noch ein mittleres Management? Was macht die mittlere
Führungsebene, all die Teamleitungen und Abteilungsleitungen?
Gute Frage. Nichts mehr. Nächste Frage. 


Für Georg Zembacher gehören auch diese Erfahrungen zu den
Erkenntnissen der Pandemie. Es braucht keine Erprobungsräume
mehr, wir haben bereits erfolgreich erprobt, dass selbst
gesteuerte, intrinsisch motivierte und eigenständig verantwortete
Arbeitswelten funktionieren – und sogar besser
funktionieren. 


Die immer wieder überraschende Konsequenz: Nicht mehr Kontrolle
und engere Führung schaffen mehr Sicherheit in der Organisation,
sondern genau im Gegenteil: Freiraum für kreative Prozesse, für
selbstgesteuerte Innovation, für Spiel erhöht die Sicherheit des
Systems Unternehmen. Unsicherheit schafft Sicherheit gegenüber
grundlegenden Veränderungen, ob durch Technologie oder den Markt
getrieben. Insofern ist Innovation auch ein wesentlicher Beitrag
zur Nachhaltigkeit einer Organisation. 


Der Gast in dieser Woche:


Georg Zembacher

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