#43 Das Ende des Arbeitsplatzes

#43 Das Ende des Arbeitsplatzes

40 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Diese Woche in der Zukunft:

„Es gibt keinen Arbeitsplatz mehr”. Punkt. In der etwas
ausführlicheren Fassung: Die Zeit des klassischen Büros ist
abgelaufen. Jeder Mitarbeiter, jede Mitarbeiterin mit einem
eigenen Schreibtisch, womöglich sogar mit einem abschließbaren
eigenen Raum – vorbei. So die These von Harald R. Fortmann.
Harald ist Digitalunternehmer, Manager und hat sich seit Jahren
dem Thema Personalberatung verschrieben. Auch wenn derzeit
etliche Unternehmen ihre Leute wieder ins Büro zurückrufen: Sein
Urteil steht. Der klassische Büroarbeitsplatz hat seine Zeit
gehabt. Auf mittlere Sicht wird niemand mehr extra ins Büro
fahren, nur um dort eben die Emails zu bearbeiten, die man ebenso
gut zuhause oder irgendwo sonst beantworten könnte. Womöglich
noch auf demselben Laptop oder iPad.  


Was aber dann tun mit den teuren Flächen im Bürokomplex? Einen
Teil werden Unternehmen abstoßen oder umziehen und sich dabei
verkleinern. Das ist der einfache Teil. Schon sehr viel tiefer
geht die Frage: Wofür brauchen wir eigentlich unsere Flächen?
Haralds These: Der erste und fast einzige Zweck von Büroflächen
ist Kommunikation. Wir brauchen Raum für Austausch, für kreative
Prozesse, für Zusammenarbeit. Der Vollständigkeit halber. Dafür
braucht niemand kleine, abgeschlossene Büroräume mit Urlaubsfoto
an der Wand und Ficus in der Ecke. Der Bedarf an Schreibtischen
dürfte auch Jahre hinaus gestillt sein.  


Mit diesem Wandel der Arbeit geht ein noch erheblich tiefer
greifender Wandel einher. Wir erleben, wie der Gedanke der
Kontrolle an sein Ende kommt. Wie eine Welle am Deich, erst
bricht sie, dann läuft sie langsam aus. Wer seinen
Mitarbeiter:innen die Freiheit gibt, den Arbeitsort frei zu
wählen, wird bei der Wahl der Arbeitszeit auch nicht weiter auf
strikte Vorgaben setzen können. Für Harald nicht mehr als die
Umsetzung einer längst belegten Tatsache: Der Biorhythmus von
Menschen ist unterschiedlich. Fun fact: Während wir das Gespräch
morgens um 8 Uhr aufgezeichnet haben, schlief der Rest der
Familie im Hause Fortmann noch.   


Wenn aber Kontrolle ausgedient hat, muss der Gedanke von Führung
anders gefüllt werden. Harald berichtet von Unternehmen, die er
begleitet, die hier sehr handfeste Konsequenzen ziehen. Wo sich
alle Führungskräfte erneut auf ihre Stelle bewerben müssen und
von Anfang an klar ist, dass 2/3 davon sich nicht wieder
durchsetzen können. Für den Personalberater folgt daraus:
Unternehmen müssen auch andere Karrierewege aufzeigen als nur
den, Führungskraft zu werden.  


Natürlich: Wer an einer Maschine steht, wer Kunden bedienen muss,
wer Anwesenheit sicherstellen muss, für den gelten diese
Entwicklungen nicht 1:1. Das wird für all die Unternehmen zur
Herausforderung, die das eine wie das andere in den Teams haben.
Stichwort Neiddebatte: Warum darf der oder die nach Hause gehen,
wann sie will, wenn ich es nicht kann? 


Der TV-Tipp zum Wochenende: Ted Lasso. Der Coach, der eine
Fußballmannschaft trainiert, ohne die geringste Ahnung vom Sport
zu haben. Und der trotzdem als Führungskraft
funktioniert.  
Der Gast in dieser Woche: 

Harald R. Fortmann, Digitalunternehmer und Personalberater
bei five14. Auf Twitter: @HRFortmann 

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