#38 Liebe ist das Marketing der Zukunft

#38 Liebe ist das Marketing der Zukunft

35 Minuten

Beschreibung

vor 3 Jahren
Diese Woche in der Zukunft:

Gibt es eine Branche, die stärker auf Zahlen und Analysen fixiert
ist als Marketing? Theoretisch möglich, faktisch nicht bekannt.
Erfolg, Beliebtheit, Klickraten, Kundenwerte,
Aufmerksamkeitsspannen, alles ist bekannt – und doch wissen wir
nichts. Sagt Hannah S. Fricke. Sie
ist Marketingexpertin, oder genauer: Sie kann machen, dass
Menschen Dinge lieben. Das ist Marketing der Zukunft: Liebe
wecken.


Hannah gehört zu den Autor:innen von „Creating the better
Normal“, unserem Debattenbuch zu den Chancen einer Normalität
nach der akuten Phase der Pandemie. Sie macht sich für den
Gedanken stark, dass wir nach der Pandemie in der Kommunikation
mehr Raum für tatsächliche menschliche Gefühle haben werden, wie
eben Liebe. Doch der Reihe nach.


Der erste Gedanke: Wir sind nicht die Spieler, wir sind der Ball.
Ein lauter Appell an die Demut in Marketing und Kommunikation.
Der Mensch, jedenfalls in Gestalt der erfolgreichen
Unternehmer:in, neigt dazu, sich selbst für eine:n Akteur:in zu
halten. Schließlich muss der eigene Erfolg ja einen Grund haben,
und der wird wohl in der eigenen Kompetenz, im tollen Produkt, in
der persönlichen Ausstrahlung liegen. Wo denn auch sonst? Hannah
hält dagegen: Was am Ende wirklich entscheidend ist für einen
Kauf, wissen wir oft nicht genau. Vielfach wird genau der Kunde,
der nach Monaten kauft, bis dahin als Misserfolg gemessen.
Bannerwerbung nicht geklickt, Kampagnen nicht zu Ende geschaut,
etc. Demut ist die Haltung, die zum Erfolg führt (ist dieser
Begriff 2021 schon mit Marketing in Verbindung gebracht worden?
Es ist unklar …).


Hannah macht sich für einen Dialog stark, der im Kern ein
Lernprozess ist. Zuhören, reagieren, interagieren. Kein perfekter
Kundendialog aus dem Prozesshandbuch, sondern ein lebendiger
Austausch. Wer dem mit den klassischen Instrumenten der
Werbemessung beikommen will, misst am Ende nur, wie beliebt ein
Motiv ist – dabei wollen wir keine beliebten Motive, sondern
Umsatz und verkaufte Produkte. Was wir glauben messen zu können,
ist am Ende nicht das Wichtige.


Hinzu kommt: Wer die digitalen Instrumente richtig zu bespielen
weiß – und das ist fraglos notwendig -, kommt am Ende zwar ins
Blickfeld des potenziellen Kunden. Aber die Argumente und
Instrumente, die ein Produkt auf Seite 1 der Google-Ergebnisse
bringen, sind am Ende wertlos, wenn es um die Aufmerksamkeit des
Kunden, der Kundin geht. Eine vertrackte Verkettung.


Natürlich: Wer Milch an vernetzte Kühlschränke verkaufen will,
der soll den nächstbesten Algorithmus nutzen. Aber gerade mit
Blick auf eine Welt nach der akuten Phase der Pandemie sieht
Hannah viel Raum für unmittelbare, emotionale Beziehungen. Wir
haben gemerkt, was fehlt.
Der Gast dieser Woche:

Hannah S. Fricke, Marketingexpertin, Professorin University
of Westminster und IED Barcelona, die macht, dass Menschen Dinge
lieben.

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