Ein Taliban spielt Tagesschau - Die absurde Bildkultur Islamistischer Propaganda

Ein Taliban spielt Tagesschau - Die absurde Bildkultur Islamistischer Propaganda

Rühmten sich Islamistische Gruppen Anfang des Jahrtausends noch mit einem Bildverbot, so streamen sie mittlerweile Ihre Propaganda nahezu live in das Internt. Als Reaktion darauf hat sich das Bildverbot in das Westliche Lager verschoben und der Ruf nach Z
32 Minuten

Beschreibung

vor 7 Jahren
Simon Menner Mitte 2014 veröffentlichte eine den Taliban
nahestehende Gruppe eine Reihe von Videos, die in einem
nachgebauten Fernsehstudio gedreht wurden – inklusive
Nachrichtensprecher und Greenscreen. Vermutlich sollte so dem Ruf
„Tod dem Westen“ mehr Nachdruck verliehen werden. Wie kann man es
sich erklären, dass eine solche Gruppe den visuellen Codes genau
der Medien folgt, die sie ja eigentlich verachtet? Unsere Köpfe
sind zum wichtigsten Schlachtfeld des 21. Jahrhundert geworden und
Angst - in der Form von Terror - scheint die wesentliche Waffe zu
sein. Hierbei spielt Propaganda eine immer entscheidendere Rolle.
Das ist natürlich auch den Islamistischen Streitern von ISIS,
AlQaeda und Co nicht entgangen; allerdings verbreitet man
Propaganda heute im Internet und so finden sich diese Gruppen
plötzlich auf Plattformen wie YouTube, Facebook und Telegram wieder
und konkurrieren mit Minecraft und Pewdiepie um die Aufmerksamkeit
des Publikums. Selbstverständlich verfügen diese Plattformen über
eine jeweils eigene visuelle Sprache, derer sich auch
Terrororganisationen nicht entziehen können. Dies erklärt dann
vielleicht das Fernsehstudio. Diese (gefühlte) Notwendigkeit den
visuellen Codes des Mediums zu folgen, hinterlässt dabei
zwangsläufig Spuren in der Aussage, die vermittelt werden soll.
Eine mittelalterliche Moralvorstellung lässt sich eben nur sehr
schwer mit den Mitteln des 21,Jahrhunderts eins zu eins vermitteln.
Auf der einen Seite möchte man die Welt ins siebte Jahrhundert
zurückversetzen, auf der anderen Seite muss man sich mit den AGBs
von YouTube herumschlagen. Ich finde dies fast beruhigend.
Vermutlich habe ich mir in den vergangenen Jahren mehr dieser
Videos angesehen, als der druchschnittliche Salafist und entgegen
der allgemeinen Vermutung hat diese intensive Auseinandersetzung
etwas unheimlich Befreiendes. Ich möchte zeigen, wie sich
diese Propaganda an vielen Stellen selbst entlarvt und wie ich als
Künstler damit umgehe. Rühmten sich Islamistische Gruppen Anfang
des Jahrtausends noch mit einem Bildverbot, so streamen sie
mittlerweile Ihre Propaganda nahezu live in das Internt. Als
Reaktion darauf hat sich das Bildverbot in das Westliche Lager
verschoben und der Ruf nach Zensur wird immer lauter. Ich habe mich
als Künstler in den letzten Jahren intensiv den Bildern dieser
Propaganda auseinandergesetzt und möchte darlegen weshalb ein
gesellschaftlicher Diskurs hier sehr wichtig ist und befreiend sein
kann.

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