Cypherpunks - Kryptographische Technologien als politisches Projekt

Cypherpunks - Kryptographische Technologien als politisches Projekt

Seit Anfang der 1990er engagierten sich die Cypherpunks für die Verbreitung von Verschlüsselungs- und Anonymisierungstechnologien an Heimcomputern, um den freien Fluss von Informationen zu garantieren. Viele von ihnen waren dabei von libertären Ideen getr
33 Minuten

Beschreibung

vor 7 Jahren
Emanuel Löffler Verschlüsselungstools wie PGP,
Anonymisierungssysteme wie Tor und digitales Geld werden oft als
politisch neutrale Technologien betrachtet. Sie sollen lediglich
freie Kommunikation ermöglichen. Ein Blick in die Anfänge ihrer
Entwicklung zeigt jedoch, dass ihre Entwicklung nie auf neutralem
Boden stattfand, ja dass Verschlüsselung bis in ihre antiken
Anfänge politisch war. Als sich die Cypherpunks zu Beginn der
1990er Jahre zusammenschlossen, um Crypto-Tools so weit wie möglich
auf Heimsystemen zu verbreiten, geschah dies erstmals mit einer
ausdrücklich politischen Motivation. Ideologische Leitfiguren waren
dabei zumeist Männer wie John Perry Barlow, Timothy May oder Eric
Hughes, deren Ideen die Diskussion um das Recht auf Crypto und
Anonymität bis heute prägen. Sie gingen weiter, als sich das viele
heute noch trauen würden und sahen in den neuen Technologien
bahnbrechende Entwicklungen angelegt, die die Welt grundlegend
verändern sollten. Im anonymen Internet (T. May nannte es
Blacknet), sollten Steuern und Zölle umgangen und somit Staaten
entmachtet werden. Auf restliche unliebsame Politiker*innen sollten
Auftragsmorde angesetzt werden und ein Reputationssystem sollte
alte Eliten ablösen. Die Staatsfeindlichkeit Mays findes sich in
abgeschwächter Form auch bei Hughes und Barlow und ist insgesamt
von einem Optimismus getragen, dass Internet und Crypto die Welt
schon auf den richtigen Weg bringen würden. Diese Ansichten
unterscheiden sich nicht wesentlich von radikalen liberalen
Theorien und neokonservativen Denkansätzen wie die von Rand, Nozick
und Konkin, die sich teils schon vor der Geschichte des Internets
etablierten. Obwohl Anonymisierungs- und Crypto-Tools einen
unglaublichen Siegeszug hinter sich gelegt haben, haben sich die
Visionen der Cypherpunks nicht verwirklicht. Ich werde in meinem
Vortrag diese Visionen der tatsächlichen Entwicklung der letzten 25
Jahre gegenüberstellen und auf die Frage eingehen, warum wir nicht
im Crypto-Anarchismus leben.

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