Die Lehren von der Reformation bis zur Aufklärung für das Netz von heute

Die Lehren von der Reformation bis zur Aufklärung für das Netz von heute

Von der Hoffnung, das Netz mache die Welt zu einem besseren Ort, indem es jedem demokratische Teilhabe ermöglicht, ist nicht mehr viel übrig. Für Johanna Haberer, Professorin für christliche Publizistik, sind die Parallelen zur Reformation augenfällig: Ma
22 Minuten

Beschreibung

vor 7 Jahren
Kai Schächtele, Johanna Haberer Als Martin Luther sich in der
Wartburg daran machte, die Bibel in ein Deutsch zu übersetzen, das
auch den einfachen, ungebildeten Menschen zugänglich war, steckte
dahinter die Idee eines Gegenentwurfs zur feudalistischen
Herrschaftsstruktur. Bis dahin hatten die kirchlichen Hierarchien
das alleinige Sagen darüber, wie das Wort Gottes zu deuten sei, und
sie machten sich diese Macht weidlich zunutze. Die religiöse
Wirklichkeit war die alles bestimmende Macht der damaligen Zeit und
kaum jemand konnte hinter ihre Kulissen blicken. Der Begriff
Hokuspokus beispielsweise hat seinen Ursprung darin, dass die
Menschen schlicht nicht verstanden, was am Altar vor sich ging,
wenn der Pfarrer dem Volk den Rücken zuwandte, um in lateinischer
Sprache das Abendmahl zuzubereiten. Für sie war das ein Akt der
Zauberei. Luther trug entscheidend dazu bei, die Eliten zu
entzaubern. Mit seiner Bibel konnte und sollte sich jeder selbst
vor Gott verantworten können. Doch die Gegenreformation ließ
genauso wenig auf sich warten wie der Furor des Volkes, das sich
bald mit Gewalt gegen die Eliten zur Wehr setzte – gegen
den erklärten Willen Martin Luthers. Johanna Haberer, evangelische
Theologin und Professorin für christliche Publizistik in Erlangen,
zeigt in ihrem Buch „Digitale Theologie“ die Parallelen zwischen
damals und heute auf. Sie schreibt: „Das Medienzeitalter der
Reformation hat sich langfristig vergleichbar revolutionär auf das
Denken, Leben und Arbeiten der Menschen ausgewirkt wie die kleine
Zusammenschaltung einiger bis dahin unbekannter Informatiker aus
Massachusetts.“ Gemeinsam mit dem Publikum diskutieren wir darüber,
inwieweit die Religion helfen kann, zu verstehen, was in unserem
gegenwärtigen Zeitalter vor sich geht, und wie wir als
Gesellschaft, aber auch individuell darauf reagieren können. Dafür
hat sie „Zehn Gebote für die digitale Welt“ formuliert: „Du
brauchst dich nicht vereinnahmen zu lassen“ etwa oder „Du
gestaltest die Gesellschaft, wenn du dich im Netz bewegst“.

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