Streitfrage Gender und Religion

Streitfrage Gender und Religion

Mädchen oder Junge? Das biologische Geschlecht bestimmt oft den Platz eines Menschen, ob in Gesellschaft oder Religion. Warum ist das so? Und weshalb stellen die neu aufbrechenden Geschlechterordnungen einige Glaubensgemeinschaften vor grosse Konflikt ...
59 Minuten

Beschreibung

vor 2 Jahren
Mädchen oder Junge? Das biologische Geschlecht bestimmt oft den
Platz eines Menschen, ob in Gesellschaft oder Religion. Warum ist
das so? Und weshalb stellen die neu aufbrechenden
Geschlechterordnungen einige Glaubensgemeinschaften vor grosse
Konflikte und in Alarmbereitschaft? Seit dem 1. Januar 2022 kann
man in der Schweiz unbürokratisch das amtlich registrierte
Geschlecht ändern, wenn es nicht mit der eigenen
Geschlechtsidentität übereinstimmt. Doch anders als in Ländern wie
Deutschland, Kanada, Indien oder Pakistan, die ein sogenanntes
«drittes Geschlecht» anerkennen, existieren in der Schweiz bloss
die Kategorien «männlich» und «weiblich». Es mag erstaunen, dass
die Anerkennung eines «dritten Geschlechts» in manchen Religionen
eine lange Tradition hat. Seit Jahrhunderten gibt es etwa in
muslimisch oder hinduistisch geprägten Ländern Südasiens Hijras
oder in Mexiko Muxes: Menschen, die als Jungen geboren werden, sich
aber weiblich kleiden und manchmal auch biologisch zu Frauen
werden. Im jüdischen Talmud ist von acht Geschlechtern die Rede.
Selbst das Christentum scheint bis in die frühe Neuzeit offener mit
Genderfluidität – also mit Menschen, die weder eindeutig Mann noch
Frau sind – umgegangen zu sein. Dass nicht alles immer nach binären
Mustern verlief, davon zeugen auch Darstellungen von weiblich
anmutenden Figuren mit Bart oder von Jesus, aus dessen Wunde am
Bauch die Kirche geboren wird. «Sternstunde» fragt: Welche Rolle
spielen Religionen in der Bildung von Geschlechtsidentitäten und
wie beeinflusst diese? Wie werden Identitäten von Religionen
reguliert und kontrolliert? Und wo und weshalb sind Religionen
genderfluid und inkludieren (allenfalls) ein drittes Geschlecht in
das rituelle Leben? Zu Gast bei Olivia Röllin sind Leyla Jagiella,
Ethnologin und Religionswissenschaftlerin, Gregor Emmenegger,
Professor für Kirchengeschichte in Freiburg und Marie-Therese
Mäder, Medien- und Religionswissenschaftlerin in München.

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